Das Bergdorf mit den Kohleminen – Kante

Mein Freund hatte mir eine Adresse eines Bekannten im Bergdorf mit den Kohleminen – Kante geschickt. Bei ihm könnte ich bestimmt übernachten. Von dort aus wäre es nicht weit zu den Kohleminen in Kante. Kante liegt in einem Seitental oberhalb von Sarvoda. Sarvoda ist ein kleines Dorf auf dem Weg zwischen Dushanbe und Ayny. Kante gehört nicht zu den bekannten tadschikischen Tourismusdestinationen. Denn von Sarvada fahren die meisten zum Iskandarkul. Wer nach Kante fährt fühlt sich wie ein Entdecker und muss wissen was er hier sucht. Ausgerüstet mit Koordinaten und Beschreibungen fuhr ich nun erst mal mit einem Taxi zum Haus des Bekannten meines Freundes.

Gastfreundschaft überall

Da dieser Bekannte noch auswärts bei der Arbeit war, wurde ich bei seinem Bruder empfangen. Auf einem kleinen Spaziergang lud mich sein Nachbar zum Tee ein. Als ich im Teeraum sass, brachte seine Frau sogar eine Suppe. Bald wurde es draussen dunkel. Ich verabschiedete mich herzlich dankend. Inzwischen war der gesuchte Bekannte von der Arbeit zurückgekehrt.

Sharov aus Kante
Abschiedsfoto mit Sharov aus Kante, dem Bekannten meines Freundes Jonas.

Sein Sohn holte mich bei seinem Onkel ab. Er freute sich sehr über meinen Besuch. Zuerst hatte er mich für seinen Bekannten aus der Schweiz gehalten. Als das Missverständnis geklärt war, trübte sich jedoch seine Stimmung nicht. Nun löcherte er mich mit Fragen. Dann zeigte er mir stolz einen viel versprechenden Stein. Den habe er kürzlich gefunden, erzählte er geheimnisvoll. Vielleicht werde er damit reich. Vorerst muss er jedoch als Automechaniker im nächst grösseren Ort arbeiten gehen. Auch am nächsten Morgen wieder. Mit seinem weinroten Lada tuckerte er gegen acht Uhr davon.

Sharov aus Kante fährt zur Arbeit ausserhalb
Sharov fährt zur Arbeit in die Autowerkstatt in Ayny.

Wanderung zu den Kohleminen

Meine Expedition im Bergdorf mit den Kohleminen – Kante konnte beginnen. Sharov lebte am unteren Rand von Kante. In das Dorfzentrum führt eine Strasse den Berg hoch. Von Kohleminen war jedoch noch keine Spur zu sehen. Die Koordinaten meines Freundes zeigten einen Ort ausserhalb des Dorfes. Ich folgte dem Weg, der hinter dem Dorf zum Friedhof führte. Dort war auf einer Anhöhe eine Halle und viele Lastwagen auszumachen.

Der industrielle Kohleabbau im Bergdorf mit den Kohleminen - Kante
Ein staubiger Abhang mit schmalen Fahrwegen und etwas technischem Gerät weiter unten.

Ein erster Lastwagen verliess das abgesperrte Gelände. Dieser Fährte folgend stapfte ich knöcheltief im Staub auf dem Weg. Hinter einem kleinen Graben sah ich eine grau, schwarze Landschaft mit kurzen Förderbändern. Hierhin war der Lastwagen verschwunden.

Lastwagenstoppen und Kabinenbekanntschaften

in der Lastwagenkabine im Bergdorf mit den Kohleminen - Kante
Der Lastwagenfahrer Fahrhod führt täglich mehrmals zur Mine hinauf und wieder hinunter.

Ein weiterer Lastwagen kam in meine Richtung gefahren. Kurz entschlossen versuchte ich mein Glück im Lastwagenstoppen. Der Fahrer hielt tatsächlich. Jetzt durfte ich mit den Männern in der Lastwagenkabine mitfahren.

Farhod fährt davon zum Bergdorf mit den Kohleminen - Kante
Farhod fährt davon. Der Lastwagen wirbelt den Staub auf dem Weg auf.

Farhod, der Fahrer fährt am Tag acht mal diesen Weg hoch und runter. Seine Kumpel in der Kabine waren Baggerfahrer und auf dem Weg zu ihren Baggern. Oben lädt ein Kollege seine Ladefläche mit einigen grossen Baggerschaufeln voll mit Kohlestücken und Kohlestaub. Derweil macht Farhod ein kurzes Nickerchen in der Kabine. Wenn der Kollege fertig ist, hupt er. Dann bringt Farhod die Ladung weg. Nebst Kohle wird ganz nebenbei auch Stein abgebaut. Unten verabschiedete ich mich dankend. Eine Tour war spannend, die zweite hätte mich gelangweilt. Ich war eigentlich auf der Suche nach etwas anderem.

Von Hand graben und mit Eseln wegbringen

Im Bergdorf mit den Kohleminen – Kante soll es aber auch Minen geben in denen von Hand Kohle abgebaut wird. Am Vorabend war ich bereits Männern mit schwarz verstaubten Gesichtern und vollbepackten Eseln begegnet. Ein kurzer Austausch mit meinem Freund in der Schweiz, brachte Licht ins Dunkel. Diese Minen sollten oberhalb des Dorfes zu finden sein. Tatsächlich traf ich dort wieder auf einen Mann mit vier vollbepackten Eseln. Wenige Meter weiter sah ich am Wegrand den ersten Mineneingang. Er war ungesichert und nur mit Holzgattern versperrt.

Eine Kohlemine im Bergdorf mit den Kohleminen - Kante
Der Eingang der Mine war nur mit einem Holzgatter versperrt.

Im Tunnel konnte ich kaum stehen. Es war stockdunkel. Meine Taschenlampe nützte wenig. Das Licht wurde vom schwarzen Gestein verschluckt. Wieder draussen entdeckte ich entlang des kleinen Wegs nun dutzende solche Eingänge. In einem stand ein vollbepackter Esel. Etwas später erschien ein Mann mit schwarz staubigem Gesicht.

Ein Esel schaut aus einer Kohlemine im Bergdorf mit den Kohleminen - Kante
Zwei Esel schauen aus einem Mineneingang.

Er wollte sich nicht fotografieren lassen und trieb die Esel schnell weiter. Als er verschwunden war, wagte ich mich in die Mine aus der er gekommen war. Nach wenigen Schritten hörte ich hinten im Berg ein dumpfes Schlagen. Dort hinten im Dunkel arbeiteten sie also, diese Mineure. In keiner der Minen sah ich eine Einbruchsicherung. Um noch weiter in die Mine hinein zu laufen, fehlte mir der Mut. Die Arbeit dort hinten musste schwer, ermüdend und wohl auch gefährlich sein. Gerne hätte ich mit einem der Arbeiter gesprochen.

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This article was written by Dominique

Als Reise Coach ist Dominique leidenschaftlich dabei, das Know-How rund um das langsame Reisen für alle Reisebegeisterte frei zugänglich zu machen. Er sieht faires und klimaverträgliches Reisen als Beitrag zum Frieden. Jede und jeder soll langsam und achtsam reisen lernen können – kostenfrei und unkompliziert.

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