Autofahrt nach Sarvoda durch den Todestunnel

Meine Abfahrt nach Sarvoda verzögerte sich um ganze vier Stunden. Ich war gerade im Schreibfluss. Diesen nutzte ich, um alle Erlebnisse bis und mit Dushanbe niederzuschreiben. Am Nachmittag machte ich mich schliesslich auf an den Stadtrand. Mit dem Bus Nummer 3 gelangt man an den Ort, wo man Mitfahrgelegenheiten nach Panjakent findet. Sofort umzingelten mich etwa fünf Fahrer, welche mir Preise anboten. Nach einer knappen Minute war ein Deal geschlossen. Ich folgte einem der Fahrer. Er hatte sein Auto etwas weiter weg geparkt. Der Kofferraum war fast bis oben mit gelben Plastiksäcken gefüllt. Knapp konnte ich meinen Rucksack noch knapp hineinstossen. Auf dem Vordersitz sass die Frau des Fahrers. In einem Dorf etwas ausserhalb von Dushanbe wurde noch mehr Gepäck zugeladen. Zwei Bekannte des Fahrerpaars stiegen zu. Nun ging es los in Richtung Todestunnel.

Das mit dem Fahrer bekannte Ehepaar, welches im nächsten Dorf zugestiegenen war.

Die Fahrt durch den Todestunnel

Mein Gastgeber hatte mir gesagt, dass ich auf der Strecke nach Sarvoda durch den unter Reisenden berüchtigten Todestunnel fahren würde. Bereits mehrmals hatte ich vom Tunnel gelesen und hatte erheblichen Respekt. Denn in diesem nie fertig gebauten Tunnel soll der Belag von Schlaglöchern durchsetzt, sowie Beleuchtung und Lüftung fehlen. Eine iranische Baufirma hat im Auftrag des tadschikischen Staats in den Jahren seit der Unabhängigkeit mit dem Bau des Tunnels begonnen. Der Auftrag wurde offenbar nie zu Ende geführt. Eine Röhre wurde fertig ausgehoben, die zweite nur halb. Der Verkehr wird nun im Gegenverkehr durch die halbfertige erste Röhre geführt.

Innovative Road solutions

Das Werbeschild der Firma Innovative Road Solutions am Strassenrand vor dem Todestunnel.
Das Werbeschild der Firma Innovative Road Solutions am Strassenrand vor dem Todestunnel.

40 Kilometer ausserhalb von Dushanbe fuhren wir durch eine Ticketschleuse. Hinter der Schleuse war der Belag der Strasse topfeben. Die Strasse führte dem Fluss Varzob entlang das Tal hoch. Privatstrassen können also auch in gutem Zustand sein. Bald näherten wir uns einer Tunneleinfahrt. Ich wurde bereits nervös. Nach wenigen Sekunden sah ich schon den Tunnelausgang. Das konnte es nicht gewesen sein. Es folgten mindestens 20 weitere solche Steinschlagtunnels. Die Strasse wurde steiler, der Belag blieb super. Mit 40 km/h kämpfte sich der Opel voran.

Auf etwa 2400 müM erreichten wir den tatsächlichen Tunneleingang. Wie erwartet wurde es stockdunkel. Wenigstens war mein Fahrer bis jetzt anständig gefahren. Ich starrte gebannt ins Dunkel. Das Fenster des Fahrers war offen. Im Tunnel war es staubig. Als sich meine Augen angepasst hatten, sah ich durchs Dachfenster kleine Lichter. Da war also doch eine Beleuchtung. Sie schien sehr schwach. Vielleicht wäre sie in einem staubfreien Tunnel sogar genügend. Jetzt bemerkte ich, dass der Fahrer ruhig gerade aus fuhr. Es rüttelte nicht. Es gab gar keine Schlaglöcher, denen er ausweichen musste.

Unfertig und verbesserungswürdiger, aber befahrbarer iranischer Tunnel

Der Belag war in Ordnung. Das Schauermärchen hatte sich nicht bewahrheitet. Klar eine Tunnellüftung wäre prima und die Beleuchtung ist ungenügend. Aber es hat wenigstens eine Beleuchtung und ein Entwässerungskanal. Ein offener Graben an der Seite eines ungenügend beleuchteten Tunnels ist nicht ideal. Aber das ist wohl besser als stehendes Wasser im Tunnel zu haben. Kurz der Tunnel genügt westlichen Sicherheitsstandarts nicht, aber ist relativ gut befahrbar. Trotzdem war ich froh, als wir wieder draussen waren.

Auf der anderen Seite des Todestunnels ist der Eingang der zweiten Röhre sichtbar.
Auf der anderen Seite des Todestunnels ist der Eingang der zweiten Röhre sichtbar.

Zudem ist hier noch der Aushub aufgetürmt. Mein Gastgeber in Dushanbe hat mir erzählt, dass die Iranische Regierung kürzlich Geld für den Endausbau des unfertigen Bauwerks zugesagt habe. Irgendwann wird der Todestunnel wohl ein Geschwister erhalten und so seinen berüchtigten Namen verlieren. In Sarvoda angekommen verabschiedete ich mich bei meinen Begleitern und der Fahrer, welcher mich sicher durch den Todestunnel gefahren hatte, posierte für mich zum Abschied. Nun suchte ich ein Taxi nach Kante.

Das Abschiedsfoto in Sarvoda mit mein Fahrer, welcher mich durch den Todestunnel fuhr.

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This article was written by Dominique

Als Reise Coach ist Dominique leidenschaftlich dabei, das Know-How rund um das langsame Reisen für alle Reisebegeisterte frei zugänglich zu machen. Er sieht faires und klimaverträgliches Reisen als Beitrag zum Frieden. Jede und jeder soll langsam und achtsam reisen lernen können – kostenfrei und unkompliziert.

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