Minimalismus in einer 1-Zimmer Wohnung oder einem Studio

Nun bin ich schon viele Monate mit meinem Rucksack unterwegs. Obwohl ich nur einen Rucksack voll mit Dingen dabei habe, war ich deswegen nie unglücklich. Im Hinblick auf meine Rückkehr beschäftige ich mich deshalb vertieft mit Minimalismus. Denn nur weil ich nicht mehr auf Reise bin, brauche ich nicht viel mehr als unterwegs. Daher ging ich bezüglich diesem Thema auf Empfang in meinem Freundeskreis. So hörte ich, dass eine Freundin von mir dem Minimalismus frönt und seit bald einem halben Jahr glücklich in einer 1-Zimmer Wohnung lebt. Céline hat mir für diesen Artikel einen Einblick in ihre Minimalismus 1-Zimmer Wohnung gegeben. Sie wohnt in Wiedikon, Zürich. In diesem Artikel erfährst du alles über eine Minimalismus Einrichtung in einer kleinen 1-Zimmer Wohnung. Was ich schon verraten kann: Die konsequente Multifunktionalität ihrer Einrichtung hat mich besonders inspiriert.

Fühlst du dich als Minimalistin?

Ich habe Céline gefragt, ob sie sich als Minimalistin fühlt. Sie erzählte: «Ja. Es ist mir ein grosses Anliegen, dass sich bei mir kein unnötiger Kram ansammelt. Daher bin ich sehr achtsam mit Dingen, die ich in meine Wohnung stelle. Mit dem verfügbaren Raum muss ich genau schauen, was ich in meinen Raum bringe. Denn der Platz ist beschränkt und ich will nicht, dass es überfüllt aussieht.» Céline hat schon lange eine minimalistsiche Einstellung. 

Minimalismus Buchempfehlungen und drei Tipps

Nebst den Büchern von Marie Kondo macht Celine insbesondere folgende Buchempfehlung zum Thema Minimalismus:

«Goodbye, Things: The New Japanese Minimalism» von Fumio Sasaki und «A Monk’s Guide to a Clean House and Mind» von Shoukei Matsumoto. Darin erklärt Matsumoto simple Tipps, welche Céline seit Jahren macht. Diese sind für sie extrem effektiv, um sich auf kleinem Raum wohlfühlen zu können. Hier die wichtigsten Tipps:

  • Alles aufräumen vor dem zu Bett gehen.
  • Fenster öffnen am Morgen direkt nach dem Aufstehen.
  • Jedes Objekt hat ein eigener Platz und wird nach jedem Gebrauch dort verstaut.
Homecinema Minimalismus
Das minimalistische Homecinema zum gemütlichen Filme schauen zu Hause.

Wo sind deine Alltagsgegenstände und Vorräte?

Wo hast du alle deine Sachen verstaut, die du nur selten brauchst?

«Nebst den Möbeln und Schränken in der Wohnung habe ich noch etwas Stauraum im Estrich. Diesen nutze ich zusammen mit meinem Freund. Dieser wohnt im selben Haus, ebenfalls in einer 1 Zimmer Wohnung. Auf dem Dachboden habe ich nur wenige Kisten. In diesen bewahre ich Werkzeuge auf. Ansonsten stehe dort noch ein Tiefkühler und die Recycling Station. Keller habe ich keinen.»

Wohlfühlen dank Minimalismus in einer 1- Zimmer Wohnung

Céline scheint sich in ihrer Wohnung sehr wohl zu fühlen. Es fehle ihr aktuell nichts. Minimalismus bedeute nicht, dass alles einen praktischen Nutzen haben müsse. Das Grün in ihrer Wohnung zum Beispiel liege ihr sehr am Herzen. Das Pflegen der Pflanzen bereite ihr grosse Freude. Nebst einigen fleischfressenden Pflanzen wachsen bei ihr in einem Aquarium auch einige Wasserpflanzen. Zudem züchtet sie verschiedene Moose. Die verschiedenen Pflanzen und insbesondere das Aquarium tragen im Winter zu einem angenehmen Raumklima bei. So hat die grüne Dekoration noch einen zusätzlichen Nutzen.

Wasserpflanzen Aquarium
Die Wasserpflanzen im Aquarium sind eine von mehreren lebenden Dekorationen. Sie tragen zu einem angenehmen Raumklima bei. In ihrem 1 -Zimmer Studio wirkt Céline der Unordnung sofort entgegen. Sie mag es wohnlich und ordentlich.

Einrichtung der Kochecke

Die Herdplatte ist mobil. Es ist eine Induktionskochplatte. Kocht sie gerade nicht, verstaut sie diese unterhalb der Ablagefläche. So macht die Kochecke immer einen aufgeräumten Eindruck und kann dazwischen auch als Ablage und für die Teezubereitung genutzt werden.

Wie viele Gegenstände brauchst du zum Kochen?

«Sehr wenige, in meiner Küche gibt es z.B. nur eine Pfanne. Mehr brauche ich nicht. Ein weiteres Beispiel: Ich besitze keine Suppenkelle. Dafür nutze ich eine Tasse.» erzählt Céline. Beim letzen Umzug habe sie ihre Küchensachen radikal reduziert und daher Topf und Bratpfanne sowie viel Besteck, (Wein-)Gläser, Tassen und Teller weggegeben. Céline hat sogar weniger Pfannen als ich in meiner Camping Ausrüstung auf meiner Reise dabei habe. Denn ich habe eine Pfanne, deren Deckel auch als Bratpfanne genutzt werden kann. Für mich persönlich, das absolute Minimum. Doch Céline macht vor, es geht mit noch weniger.

Das Besteck, das Céline zum Kochen und Essen noch besitzt und braucht: 6 Löffel, 1 Gabel und 3 Messer, Essstäbchen, 1 Silikonschaber, 1 Schere, 1 Sparschäler, 1 Sieb, 1 Glastrinkhalm mit Reinigungsbürste, 1 Schäumer, 1 Schöpfzange, 1 Flaschenöffner, 5 Klammern, einige Schliessklammern und Gummibänder.

Nebst dem Besteck hat sie noch folgendes Kücheninventar: 3 Vorratsdosen (für Take away oder Resten), 1 flacher Teller, 2 Suppenschalen, 1 Müeslischale (die sie auch als Matchaschale benutzt), 1 Matchabesen, 2 Tassen (die sie auch als Suppenkelle nutzt), 3 Trinkgläser, 1 Feinwaage, 1 feinmaschigeres Sieb aus Edelstahl, 1 Schneidebrett, 1 Reiskocher, 1 Mikrowelle, 1 Induktionsherdplatte, 1 Induktonspfanne mit Teflonbeschichtung, 1 Wasserkocher und 1 Stabmixer. Und noch einige spezielle Teesachen: 1 Yixing-Ton Teekännchen, 2 Teeschalen, 1 kleines und grosses Teekännchen und 1 Kyusu (Teekanne für japanischen Grüntee).

Hast du überhaupt noch etwas, das du aktuell nicht benötigst?

«Im einem Holzschrank könnte ich etwas ausmisten. Dort gibt es doppelte oder veraltete Elektrozubehör (Ladekabel und Adapter). Auch einige gelesene Bücher und ungebrauchte Übertöpfe könnte ich weggeben.» Und ihren Mixer will sie demnächst verkaufen, diesen brauche sie zu wenig häufig.

Was ist in deiner Wohnung aktuell zu minimalistisch?

Küche Ablagefläche

Céline wünscht sich eine etwas grössere Küche bzw. Kochecke. Manchmal habe sie zum Kochen etwas zu wenig Ablage- und Arbeitsfläche. Ansonsten jedoch fehle ihr jedoch nichts.

Was ist eine 1 Zimmer Wohnung?

Vor meinem Gespräch mit Céline habe ich mich etwas auf Youtube umgeschaut. Verschiedene Minimalismus Youtuberinnen (z.B.Alexandra Christina Bauer) zeigen unter dem Stichwort «Roomtour» ihre Wohnung. Beim Rumstöbern ist mir aufgefallen, dass mir der Begriff «1-Zimmer Wohnung» im Gegensatz zu einem Studio nicht wirklich klar ist. Gemäss Immo Scout24 gibt es jedoch mehrere klare Unterschiede. Der wohl wichtigste Unterschied betrifft die Küche. In einem Studio ist diese räumlich nicht vom Rest abgetrennt. «Das heisst, alles ist in einem einzigen Raum zu finden. Nur das WC mit Dusche oder Badewanne ist separat abgegrenzt. Meist beginnt der Wohnraum gleich hinter der Tür – ein Flur ist nicht vorhanden.»
Bei einer 1-Zimmer Wohnung dagegen darf man eine abgetrennte, allerdings meistens sehr kleine Küche erwarten. «Das eine Zimmer bezieht sich also auf den Schlaf- und Wohnraum. Zudem ist in einer 1-Zimmer-Wohnung oftmals auch ein Flur vorhanden.» Der Wohnraum beginnt also nicht direkt hinter der Türe. So gesehen ist die Minimalismus 1-Zimmer Wohnung von Céline eher ein Studio.
Grundriss Mansardenzimmer
Das Studio von Céline (grün) hat eine Fläche von etwas mehr als 16 Quadratmeter. Die Mansardenstudios im Haus in dem sie wohnt, haben alle einen etwas anderen Grundriss.

Multifunktionalität der Möbel ist zentral für minimalistische Einrichtung

In kleinen Wohnungen sieht man oft Raumteiler, wie ein Büchergestell, um die Schlafecke von der Wohnecke oder dem Arbeitsbereich abzutrennen. In einem 1-Zimmer Studio ist dafür jedoch kein Platz. Aber wie schafft man es dann die Funktionen von Schlafzimmer, Wohnzimmer, Arbeitszimmer und Esszimmer in einem Raum unterzubringen? Es gibt doch gar nicht genügend Ecken für Bett mit Nachttisch, Sofa mit Salontisch, Esstisch und Arbeitstisch! Die Lösung ist die Multifunktionalität der Einrichtung. Dies zeigen die drei folgenden Beispiele.

Schlafen und Wohnen: Das Bettsofa

Das Bett dient tagsüber als Sofa. Abends klappt Céline das Sofa zum schmalen Doppelbett aus. Und Morgens wird wieder ein Sofa daraus. Das Aufklappen und Zuklappen sind fester Teil des Abend- bzw. Morgenrituals. Zudem mutiert am Morgen die Bettdecke zum Sofaüberzug und die Kopfkissen zur kuscheligen Rücklehne. Daher nimmt tagsüber nirgends ein ungenutztes Bett unnötig Raum ein. Und mit dem eingeklappten Sofa macht der Wohn- bzw. Arbeitsraum einen geräumigen Eindruck.

Räumliche Flexibilität

An manchen Tagen schiebt sie ihr Bettsofa unter das Dachfenster. Dies ist ihre Lieblingsecke. Hier liest sie zum Beispiel Bücher. Da ihr Zimmer nicht mit Möbel zugepflastert ist, hat sie diese räumliche Flexibilität und kann ihr Bettsofa nach Lust und Laune platzieren.

Essen und Arbeiten: Der Tisch

Arbeits- und Esstisch in Minimalismus 1 Zimmer Wohnung

Zum Arbeiten im Home-Office hat sich Céline den Arbeitstisch mit einem ergonomischen Laptopständer eingerichtet. Beim Arbeiten greift sie manchmal zu einem Buch im Schrank. Sie sitzt am Arbeitstisch oder zwischendurch mal kurz auf dem Sofa nebenan. Den Tisch hat sie selbst aus gefundenen Einzelteilen gebaut. Ist Essenszeit räumt sie die Arbeitsfläche frei. Das heisst sie legt  die Tastatur und Maus in den Laptopständer (siehe Bild). Dann geniesst sie ihre frisch gekochte Mahlzeit am aufgeräumten Arbeits- bzw. nun Esstisch. Céline ernährt sich vegan.

Kochecke und Nasszelle:  Lavabo+Spüle

Die Spüle zwischen der Kochecke und der Nasszelle dient sowohl als Abwaschbecken wie auch als Lavabo zur Körperpflege. Denn in der Nasszelle befindet sich nur eine Toilette und eine Duschwanne, jedoch kein Lavabo. (Übrigens: Bei der Haustechnik war der Eigentümer und Vermieter auch minimalistisch unterwegs. Die Nasszelle verfügt über keine automatische Lüftung. Daher muss nach dem Duschen kurz die Wohnung kurz stossgelüftet werden.)

Bad

Ist Minimalismus nicht zu extrem?

Céline hat mir gleich zu Beginn unseres Gesprächs gesagt: «Minimalismus ist etwas ganz Persönliches». Sie meint damit, dass man sehr schwer definieren kann, ab wann jemand ein Minimalist oder eine Minimalistin ist. Man kann Minimalismus also nicht an einer bestimmten Zahl von Besitztümern fest machen. Es geht also nicht darum zum Beispiel nur noch 100 Dinge zu besitzen. Minimalismus ist vielmehr eine Lebensphilosophie. Mehr dazu hier.

Wann hat dich der Minimalismus gepackt?

«Vor etwa fünf Jahren, hatte ich meine erste Minimalismusphase. Damals dachte ich, alles sollte in meinen Rucksack passen. Daher habe ich fast alles in meinem ehemaligen Kinderzimmer weggegeben (Spielsachen, Schulsachen, etc.). Als ich später für ein Jahr in Belgien lebte, besass ich schliesslich nur soviel, wie in zwei Reisekoffer passte.» Céline erzählt, dass sich ihre Haltung zum Minimalismus in mehreren Phasen verstärkt habe. Als sie noch in einer WG gewohnt habe, hätten sie die unnötigen Dinge der Mitbewohner gestört. «Später habe ich in einer 2-Zimmer Wohnung gewohnt. Dort hat sich dann auch bei mir wieder einiges angesammelt.»

Minimalismus 1 Zimmer Wohnung Roomtour
Alles hat seinen Platz: Rundblick vom Arbeitsplatz aus: Kochecke, Nasszelle, Eingang, Garderobe, Stauraum, Dachfensterecke.

Nun in ihrer 1-Zimmer Wohnung jedoch, sei es viel einfacher Ansammlungen entgegen zu wirken. Sie sehe diese schliesslich sofort und wolle sowohl aus praktischen als auch aus ästhetischen Gründen nicht ignorieren. «Ordnung trägt zu meinem Wohlbefinden bei.» Vor ihrem Umzug in die kleinere Wohnung habe sie etwa 6 Kisten voller Dinge weggegeben. Beim Aussortieren habe sie sich die Frage gestellt: Hab ich das gebraucht? Und falls ja, «Kann ich das mit etwas ersetzen, das einen zweifachen Nutzen hat?»

Was fiel dir am schwersten wegzugeben?

Es ist mir nichts wirklich schwer gefallen. Nur bei teuren Sachen, die ich nicht viel gebraucht habe, zögerte ich teilweise etwas.

Minimalismus: die Checkliste zum Entrümpeln und mehr findest du hier.

Welche Motivation treibt dich an, wenige Dinge zu besitzen?

«Ich möchte mobil sein. Falls ich irgendwohin umziehen möchte. Dann möchte ich nicht Tage mit entrümpeln, aufräumen und packen verbringen müssen. Wenn ich umziehen würde, dann müsste ich wenig weggeben. Wahrscheinlich wären zwei Koffer genug, um meinen essentiellen Besitz mitzunehmen.» Den Rest würde sie in wenigen Kisten bei ihrenEltern problemlos einlagern können. «Was ich aktuell besitze, hat sich bewährt und ist von hoher Qualität. Daher möchte ich dies behalten. Ich möchte allgemein nicht zu viel konsumieren»

Was denken andere Menschen über deinen Minimalismus?

«Die meisten finden, dass es  gut zu mir passt. Zudem mögen viele meine Einrichtung. Ich habe noch nie Negatives dazu hören müssen. Meine Grossmutter findet es einzig schade, dass ich keinen Backofen habe. Da ich so keine Kekse backen kann.»

Danksagung

Herzlichen Dank an Céline für den persönlichen Einblick in ihre Minimalismus Gewohnheiten und die Einrichtung ihrer 1-Zimmer Wohnung.

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This article was written by Dominique

Als Reise Coach ist Dominique leidenschaftlich dabei, das Know-How rund um das langsame Reisen für alle Reisebegeisterte frei zugänglich zu machen. Er sieht faires und klimaverträgliches Reisen als Beitrag zum Frieden. Jede und jeder soll langsam und achtsam reisen lernen können – kostenfrei und unkompliziert.

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