Nina berichtet aus dem Iran

In diesem Beitrag beschreibt Nina wie Corona ihre Reisepläne, ohne Flugzeug von Deutschland aus Richtung Osten zu fahren, verändert hat – viel Vergnügen beim Lesen: Mein Freund und ich sind im Mai 2019 zu einer planmäßig zweijährigen Weltreise aufgebrochen. Ziel war es, uns ohne Flugzeug von Deutschland aus Richtung Osten fortzubewegen, mit dem Endziel Mexiko. Dabei war das Trampen mit Abstand unser wichtigstes Fortbewegungsmittel. Nur wenige Male nahmen wir Züge oder Busse. In Kombination mit Freiwilligenarbeit und der Nutzung von Gastfreundschaftsnetzwerken war es für uns die ideale Art und Weise, Länder und Leute möglichst persönlich und authentisch kennenzulernen.

Nachdem wir von November bis Februar bereits drei Monate im Iran verbracht hatten, mussten wir aufgrund des abgelaufenen Visums das Land Richtung Norden verlassen, um kurz darauf erneut einzureisen. Denn unser Visum für Pakistan, welches wir zuvor beantragt hatten, war noch nicht ausgestellt worden. Dementsprechend wollten wir, so schnell es geht, den Iran nochmals durchqueren, um schließlich in Pakistan einzureisen. Dazu kam es jedoch nie. 

Als plötzlich nichts mehr möglich schien

Drei Tage nach unserer Ankunft in Teheran schlossen alle Grenzen und zwei Tage darauf erhielten wir das Pakistan-Visum. Ab diesem Zeitpunkt wussten wir, dass eine Grenzüberquerung nach Pakistan so schnell nicht wieder möglich sein würde. Also bemühten wir uns erneut um ein Visum – diesmal für Indien. Gesagt, getan, nur drei Wochen später waren wir bereit für den Abflug nach Indien. Kurz vorher erfuhren wir jedoch, dass uns auch dies verwehrt werden sollte. Der Wunsch, nach Osten weiterzureisen, mit oder ohne Flugzeug, schien uns nicht mehr möglich. Die Hoffnung stattdessen auf „Umwegen“ nach Mexiko zu gelangen, liess uns einen weiteren Flug nach Irland buchen. Diesen durften wir aber leider auch nicht antreten. 

Glück im Unglück

Also blieb uns zunächst nichts anderes übrig, als unsere Lage des „Festhängens“ erst einmal zu akzeptieren. Obwohl Teheran sicherlich nicht der beste Ort zum Ausharren ist, realisierten wir mit der Zeit, was für ein Glück im Unglück wir doch haben. Wir können bei einem iranischen Freund unterkommen, der dafür sorgt, dass es uns an nichts fehlt. Hier haben wir im Grunde alles, was wir brauchen: ein Dach überm Kopf, einen netten Mitbewohner, der sich kümmert und Ausflüge (siehe Beitragsbild oben: Zusammen mit unseren iranischen Freunden in einem Tulpenpark bei Teheran) mit uns unternimmt, Internet und Versorgung. Und das in einem der günstigsten Länder weltweit. Obwohl wir nicht arbeiten gehen können, sparen wir im Vergleich zu einem Überbrückungsaufenthalt in Deutschland eine Menge Geld.

Ohne Flugzeug von Deutschland aus Richtung Osten. Die coronabedingte Eindämmung des Schiffsverkehrs im persischen Golf führte dazu, dass wir zahlreiche Tierarten aus direkter Nähe beobachten konnten.
Die coronabedingte Eindämmung des Schiffsverkehrs im persischen Golf führte dazu, dass wir zahlreiche Tierarten aus direkter Nähe beobachten konnten.

Sicherlich machen sich bei einem Leben in Teheran im Vergleich zu unserer Heimat in Deutschland auch einige Nachteile bemerkbar. Schlechtere Luft, dominierender Autoverkehr, Gesetze und Regeln, die es in Deutschland nicht gibt – besonders für mich als Frau ist es nicht immer einfach, diese Umstände zu akzeptieren. In einer Situation wie dieser ist es jedoch Gold wert, einen wahren Freund an seiner Seite zu haben, der nie das Gefühl vermittelt, genug von unserer Anwesenheit zu haben.

Ausblick auf das Reisen in Coronazeiten

Und mit etwas Glück können wir bald schon zumindest Europa wieder bereisen. Da unser altbewährtes Reisemittel, das Trampen, nicht so einfach wie zuvor nutzbar sein wird, keimt der Gedanke, uns stattdessen Fahrräder zu organisieren. Auf diese Art und Weise sparen wir Geld und schonen die Umwelt. Wir sind gespannt, welche neuen Reiseerfahrungen die Coronaumstände mit sich bringen werden. 
Nina Wilhelmi, 28 Jahre

Dominique über seine Bekanntschaft mit der Gastautorin Nina

"Ich habe Nina bisher nicht persönlich getroffen. Unser Baluchistan Reisekumpel Max, vermittelte  Nina im Februar 2020 meinen Kontakt. Er hatte ihr erzählt, dass ich in Pakistan mein Indienvisum gemacht habe. Sie und ihr Freund waren ohne Flugzeug von Deutschland aus Richtung Osten unterwegs und an einem  Erfahrungsbericht zum Indienvisum interessiert. Damals standen sie gerade vor der Entscheidung, das Visum für Indien in Teheran oder Islamabad zu machen."

Gastbeitrag Serie “Glücklich Reisen in Zeiten von Corona?”

Hier gehts zur Serie Übersicht und weiteren Gastbeiträgen.

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This article was written by Dominique

Als Reise Coach ist Dominique leidenschaftlich dabei, das Know-How rund um das langsame Reisen für alle Reisebegeisterte frei zugänglich zu machen. Er sieht faires und klimaverträgliches Reisen als Beitrag zum Frieden. Jede und jeder soll langsam und achtsam reisen lernen können – kostenfrei und unkompliziert.

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