Tempel von Bagan

Die Agentur, welche für uns am Vorabend die Tickets für die Schifffahrt gebucht hat, bot uns an, ein Taxi zum Hafen zu organisieren. Der Preis für das Taxi wäre 6000 Kyats gewesen. Mit der Taxi App Grab kostete das Tucktuck zum Hafen nur 2000 Kyats.  Pünktlich legte unser Schiff nach Bagan ab. Wir waren die letzten, die an Board kamen.

ein Grab Tucktuck
Der Grab Fahrer war sehr freundlich. Hier winkt er zum Abschied am Schiffssteg aus seinem Tucktuck.

Touristen unterwegs mit Touristen

An Board waren bereits zwei osteuropäische Paare, möglicherweise aus Polen, vier Schweizer, zwei Österreicher, ein französisches Paar und ein älteres kanadisches Paar. Zum Frühstück gab es Toast, Butter, Marmelade, Banane und Kuchen. Am Buffet durfte man sich selbst bedienen. Dasselbe galt für das Mittagessen. Zur Wahl stand gebratener Reis, Nudeln, Hähnchen, Gemüse und zum Nachtisch, Papaya und Wassermelone 🍉.

Bei einem Halt am Nachmittag besuchten wir ein Dorf, welches sich auf das Herstellen von Tontöpfen spezialisiert hatte. Gegen Abend war die Stimmung im Keller, denn Soodeh las, dass Thailand gerade alle Visa bis auf weiteres suspendiert hatte.

Bei Sonnenuntergang erreichten wir Bagan. Für die archäologische Zone müssen Ausländer 25’000 bezahlen. Das Taxi mit dem Pferd nahm uns schliesslich für 3000 mit. Angekommen im gebuchten Hotel, zeigte sich, dass nicht alle Zimmer ein privates Bad haben. Das Hotel hatte also auf Booking.com geschummelt.

Unterwegs in Bagan mit dem Elektro-Roller

An unserem ersten ganzen Tag in Bagan mieteten wir einen Elektroroller. Damit begaben wir uns auf eine sight-seeing Tour. Dabei hatten wir uns wahrscheinlich etwas zu viel Sonne zugemutet. Die nächsten beiden Tage jedenfalls waren wir müde und erschöpft und hatten Magen-Darm-Probleme. Am vierten Tag in Bagan begaben wir uns wieder auf eine Tour. Diesmal erneut mit einem Elektroroller. Die Nutzung von Motorrädern waren für Touristen in diesem Gebiet verboten. Bagan sight seeing ist eine unendliche Angelegenheit. Die Anzahl Tempel ist vielleicht am ehesten mit der Anzahl Tempel von Ankor Watt zu vergleichen. Statt Grabstätten, welche Palästen gleichen, stehen hier eine Unzahl von Pagoden.

Tempelnummer in Bagan
Die Inventurnummer eines Tempels in Bagan in burmesischer Schrift mit der Nummer: 326.

Die meisten der Pagoden wurden inzwischen von Archäologen nummeriert. Diese Nummern haben es teilweise als Hausnummern in die Openstreet Map geschafft. Wir lernten die Zahlenzeichen von Myanmar und trugen die fehlenden Pagodennummern in der openstreetmap Karte ein.

Bei einem der grösseren buddhistischen Tempel wurde erstmals unser archäologisches Zonenticket geprüft. Vor der Pagode reihte sich ein Souvenir Shop an den nächsten. In zwei der Souvenirshops zeigten uns die Eigentümer die eine Seite eines deutschen Reiseführerbuch, in welchem ihr Souvenir Shop erwähnt wird. Wir haben auf der ganzen Reise vom Iran bis hierher niemals in einem Reiseführer gelesen. Daher amüsierte es mich, wie die beiden Souvenirshops damit Werbung machten. Es war denn auch ihr einziges Differenzierungsmerkmal von den anderen Souvenirshops. Wir durften unsere Schuhe im einen der beiden Shops lassen. Denn im Tempel sind Schuhe untersagt. Zum Abschied schenkte uns die Eigentümerin eine runde Lackkunst-Box. 

Massnahmen gegen die Corona Ausbreitung

Hände Waschstation
Eine Hände Waschstation und die Anweisungen für den Besuch des Tempels vor dem Tempeleingang.

An einem anderen Ort in Bagan vor einem Tempel entdeckten wir (#corona) eine Hände Waschstation. Eine Pagode weiter sah uns eine Ladenbesitzerin. Sie bot Soodeh an, ihr kostenlos die in Myanmar typische Denacha-Baum Schminke zu machen. Mit diesem Trick löckte sie Soodeh in ihren Laden und begann ihr dann die Kleider zu zeigen, welche sie verkauft. Schliesslich kaufte Soodeh sich 6 Stück der Myanmar- Beauty-Portionen. Diese harten Stücke eingetrockneter Baumrinden und Aloe vera-Paste muss man vor dem Einreiben mit Wasser auf einem Stein verreiben. Dann trägt man die Paste im Gesicht auf. Sie wird auch sonst als Sonnenschutz verwendet. Das regelmässige und deckende Auftragen der Paste ist aber sehr schwierig. So dass man oft am Abend doch Sonnenbrandstreifen hat. Ich hielt mich lieber an mein bewährtes Sonnenschutzkonzept mit deckenden Kleidern. Baumwolle ist immer noch der beste Sonnenschutz.

Die Familie Win in Myinkaba hat einen Handwerksbetrieb

Gegen Abend kamen wir in ein Dorf namens Myinkaba. Auch hier waren überall Pagoden versteckt. Auf dem Weg zu einer Pagode fuhren wir durch eine schmale Seitenstrasse. Hier hatte es einen kleinen Laden. Wir kauften zu normalen Preisen ein paar Packungen Chips. Etwas weiter sahen wir ein Schild eines Familienbetriebs.

Lacquerware Workshop
Das Schild der Familie Win vor Ihrem Haus weisst Laufkundschaft auf den Handwerksbetrieb hin.

Wir kamen mit dem Herrn des Hauses ins Gespräch. Später erklärte ihm Soodeh das Konzept von «Workaway». Darauf erwiderte er, dass er Workshops anbiete. Er zeige uns gerne wie sein Handwerk funktioniere. Es wurde allerdings klar, dass wir nicht länger als bis kurz nach Sonnenuntergang bei ihm bleiben könnten. Wir machten aus, dass wir für ein Tagespraktikum am nächsten Tag vorbeikommen würden. Auf dem Rückweg bestaunten wir eine Gruppe Männer, die gerade ihre Hähne gegeneinander kämpfen liessen.

Wir schauten dem Hahnenkampf eine Weile zu. Zurück im Hostel erklärte mir Soodeh, was Tscharschämbasuri ist. Sie war traurig, dass wir nun dies nicht tun könnten. Doch ich versicherte ihr, dass uns bestimmt niemand daran hindern würde, ein kleines Feuer zu machen auf dem Dorfplatz. Und so machten wir es. Wir nahmen in der Hotellobby die 3 Tage alte Zeitung und unser Feuerzeug und gingen los. So feierten wir beim Eindunkeln in Bagan auf dem Dorfplatz das Tschaschämbasuri (چهارشنبه‌سوری) Fest.

Lakerware workshop mit der Familie Win

Wir hatten der Familie Win gesagt, dass wir etwa ab 8:30 Uhr frühstücken und dann am Vormittag zu ihnen kommen würden. Wir wollten diesmal zwei Fahrräder anstatt Elektroroller mieten. Ich dachte, dass Soodeh schon mehrmals Fahrrad fahren geübt hatte im Iran. Doch scheinbar war sie dabei nie weit gekommen. Ich pokerte darauf, dass sie in einer Stunde genug gut Fahrrad fahren könnte, dass wir mit dem Fahrrad zur Familie Win fahren könnten. In einer Seitenstrasse führte ich Soodeh Schritt für Schritt in die Kunst des Fahrradfahrens ein.

In wenigen Stunden Fahrrad Fahren lernen

Folgende Übungen helfen dabei am Anfang: Sattel ganz nach unten stellen und los geht’s. Hände an den Lenker und auf den Sattel sitzen. Füsse am Boden lassen.
– Die erste Übung Im Sattel sitzend spazieren gehen. Sobald das geht, schnell laufen und Füsse etwas in die Luft heben und die Balance finden.
– Die zweite Übung: einen Fuss auf das Pedal stellen. Im Sattel sitzend Trottinett fahren. Also nur mit einem Fuss spazieren und so lange wie es geht die Balance halten.
– Die Übung drei entspricht Übung zwei. Allerdings wird nun der angebende, bzw. wegstossende Fuss in die Luft gehoben. Je höher desto besser. Derweil das Rad rollen lassen und die Balance halten.
– Die Übung vier ist dann den Fuss nicht nur anzuheben, sonder ihn auf dem oberen Pedal zu platzieren, allerdings anfangs ohne das Pedal nach unten zu treten. Sobald dies klappt, kann man in die Pedale treten (Übung fünf) und nun kann man Fahrrad fahren, vom Bremsen und Schalten mal abgesehen.

Soodeh schaffte es in einer Stunde bis und mit Übung vier. Dann war sie sehr erschöpft und die Hände schmerzten, da sie sich kramphaft am Lenker festgehalten hatte. Daher brachten wir die Fahrräder zurück und tauschten sie gegen einen Elektroroller ein. Kurz vor Mittag, tauchten wir vor dem Haus der Familie Win auf. Sie luden uns ein, erst einmal etwas zu essen. Dann erklärten wir ihnen, dass Soodeh gerne alles Handwerkliche machen möchte und Dominique alles fotografieren und aufschreiben möchte. Die Familie freute sich, dass wir über ihren Betrieb einen Blogbeitrag schreiben würden.

Lacquerware Anleitung

Die Lacquerware Produkte sind in verschiedenen Qualitäten erhältlich. Die qualitativ besseren Produkte sind arbeitsaufwändiger. Sie sind daher teurer, dafür einiges stabiler und leichter. Sie werden aus Pferdehaar erstellt. Hier nun die Anleitung dazu.

Pferdehaar Tasse

Pferdehaar Tasse
Eine frisch geflochtene und eine bereits mit Lacquer bestrichene Pferdehaar Tasse.

1. ein Bambusnetz erstellen
2. die Pferdehaare flechten
3. innen und aussen eine Schicht Laquer und Lehm auftragen
4. einen Monat trocknen lassen
5. das Tassenende mit Schere gerade schneiden und mit nassem Schleifpapier schmirgeln
6. kurz trocknen
7. nasses Schleifpapier nutzen um Form der Tasse zu perfektionieren
8. eine zweite Schicht Lacquer auftragen
9. wieder einen Monat trocknen lassen
10. Malen/Verzieren: Ein Muster in die Tasse einritzen mit einer Nadel
11. Leim über die Tasse in die Ritzen streichen, dann Farbpulver auftragen
12. mit Wasser waschen
13. für jede zusätzliche Farbe Schritt 11 und 12 wiederholen

Bambusholz Tasse

Bambus Schale
Eine Bambusschale aus aufgerollten Bambusbänder und eine bereits bestrichene kleinere Schale.

1a) Einen Lacquer Bambu aus dem Wald holen und trocknen
1b) Bambus der länge nach in Stücke schneiden
1c) ablängen
1d) dünne Bambusbänder schneiden
1e) gewünschte Form erstellen, indem man die Bambusbänder aufrollt
2. eine fertige Bambusform kaufen (photo)
3. adhesiver Latex auftragen (photo)
4. Lehm Wasser Gemisch auftragen
5. Lehm während einer Woche trocknen lassen
6. Lacquer Saft innen auftragen
7. für eine Woche trocknen
8. Lacquer Saft aussen auftragen
9. für eine Woche trocknen
10. Bild einritzen: Ein Muster in die Tasse einritzen mit einer Nadel
11. Leim über die Tasse in die Ritzen streichen, dann Farbpulver auftragen
12. trocknen
13. mit Wasser waschen
14. wiederhole 11 bis 13 für jede Farbe

Dorfrundgang mit Herr Win

Am späten Nachmittag kam ein Ochsenwagen vorbei. Ich durfte aufsteigen und ein Stück weit mitfahren. Danach führte uns der Herr noch etwas im Dorf umher und zeigte uns die diversen Stationen, an denen er verschiedene Dinge erledigt. Am einen Ort kauft er Fabrikate aus Bambus ein. Und bei seinen Verwandten hat er einen kleinen Erdkeller, wo er die Waren trocknen lässt.

Farbpulver Mühle
Am anderen Ort nutzt er einen Wetzstein zur Erstellung von natürlichem Farbpulver.
Erdkeller zum trocknen
Herr Win im Erdkeller. Hier lässt er die Lacquerware für Wochen oder Monate trocknen.

Beinahe mit Locals nach Kalaw gefahren

Am Ende des Rundgangs trafen wir einen kleinen Personen-Transportlastwagen an. Dieser fahre zum Inle See. Für 30’000 Kyats könnten wir auch mitfahren. Wir schauten kurz online nach und stellten fest, dass der normale Buspreis nur 15’000 Kyats ist. Falls der Fahrer wirklich allen 30’000 abknöpfen würde, dann wären die Leute tatsächlich übers Ohr gehauen worden. Und überhaupt für einen regulären Checkout im Hotel war es sowieso schon zu spät. Daher lehnten wir das Angebot auf uns zu warten ab. Ich hatte auch wenig Lust mehr als sechs Stunden im Schneidersitz auf einer Ladefläche zu sitzen. So reisen jedoch einige Einheimische ganz selbstverständlich.

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