Der Goldene Tempel

Unser Ziel nach Lahore war der goldene Tempel von Amritsar. Dieser goldene Tempel ist zwar vor allem der Pilgerort für die Sikhs, aber der goldene Tempel ist eben auch für alle anderen ein offener Ort. Alle Menschen sind willkommen. Doch zuerst mussten wir nach Indien einreisen. Dann wollten wir noch die Schliessungszeremonie der Grenze anschauen.

Grenzübertritt von Pakistan nach Indien

Das Grenzgebäude der Pakistaner war nicht ganz einfach zu finden. Es lag etwas abseits der überdimensionierten Strasse, die zum Grenztor führte. Als wir die Bargeld Deklaration hinter uns hatten, ging es durch die Zollkontrolle und dann zum Schalter für den Ausreisestempel. Hier wurde nun erstmals auch unsere Biometrie geprüft. Dies war bei der Einreise in Taftan nicht der Fall gewesen. Wir erhielten einen Ausreisestempel und unser abgestempeltes Visum mit einem freundlichen Goodbye auf den Weg. Es ging noch etwa 100 Meter weiter bis zur Grenze. Nach einer letzen Passkontrolle standen wir zwischen den beiden Grenztoren auf der Grenzlinie und reisten dann mit einigen weiteren Passkontrollen nach Indien ein. Als erstes mussten wir unsere Rucksäcke hinlegen, damit ein Hund sie beschnüffeln konnte. Dann durften wir uns in einen Bus setzen. Dieser brachte uns zum Grenzgebäude mit Zoll und Grenzpolizei. Hier wurden wir dann wieder zu Bargeld und den letzen Reiseländern befragt. Da wir gerade kein Satellitentelefon, Granaten oder Explosive Chemikalien mit uns führten, gab es ein nettes “Welcome to India” für uns.

Merkwürdiges Spektakel aufgeführt von zwei Feinden

Nun wurde uns erklärt, dass wir für die Grenzzeremonie wieder zurück an die Grenze gehen könnten und auf der Zuschauer Tribüne Platz nehmen sollten. Dies taten wir dann auch. Die Grenzzeremonie war ein sehr merkwürdiges Spektakel. Zwei gegenüberstehende Grenzwacht-Mannschaften, die sich symbolisch gegenseitig ihre Schlagkraft demonstrierten. Gleichzeitig auf beiden Seiten die Zuschauer, die jeweils ihre Grenztruppe in ihren altmodischen Kostümen beim Salutieren bejubeln.

Als der theatralisch inszenierte Hahnenkampf ein Ende nahm, mussten alle Zuschauer schnell die Tribünen verlassen. Wir holten unser Gepäck beim Einstellraum im Restaurant ab und liefen zum Parkhaus. Hier sprachen wir eine Familie an. In ihrem wartenden Taxi hatten sie noch zwei freie Sitze und nahmen uns mit nach Amritsar. Sie waren indische Touristen und wollten ebenfalls zum Goldenen Tempel. Am Ende gaben sie uns ihre Telefonnummer und luden uns zu sich nach Hause nach Shimla ein.

Zuhause im Gästehaus des goldenen Tempels

Der Goldene Tempel hat mit dem Shri Guru Arjan Dev Ji Niwas ein eigenes Gästehaus für alle Pilger. Für ausländische Gäste gibt es einen kostenlosen Aufenthaltsbereich. In einem fensterlosen, länglichen Raum sind Doppelbetten aufgestellt. Von diesem Gemeinschaftsraum führen Türen in 5 Zimmer. Wir registrierten uns beim Sikh hinter einem kleinen Pult im grossen Gästebuch des goldenen Tempels mit den üblichen Informationen aus dem Pass. Nun zeigte er uns zwei freie Betten im ersten Raum. Dort sass Paul, ein Fahrrad-Reisender aus Frankreich. Soodeh kannte ihn aus Armenien. Ein herzliches Wiedersehen ohne Absprache.

Essen in der grossen Langar Halle

Die Sikh haben die kostenlose Verpflegung von Besuchern ihrer Tempel zu ihrer Tugend gemacht. Hier im Haupttempel, dem goldenen Tempel, ist denn auch die grösste Gassenküche, die ich je gesehen habe. Soodeh hat auf der Führung durch die Küche einige Fotos gemacht. Die Arbeiten in der Küche werden hauptsächlich von Freiwilligen erledigt. Vor der Speisehalle kann man sich zu den Freiwilligen gesellen. Am besten bringt man sein eigenes Messer mit. Zwiebeln, Knoblauch, Karotten müssen gerüstet und in kleine Stücke geschnitten werden. Jeder hilft solange er Lust hat. Dasselbe gilt beim Abwaschdienst. Alles Geschirr wird von Hand gewaschen. Es hat daTausende Löffel, Becher und Portionenteller aus Edelstahl, die täglich im Umlauf sind.

Im Tempel aufgewacht

Das Leben im goldenen Tempel beginnt in aller Frühe. Lange vor Sonnenaufgang werden die ersten Weisheiten aus dem heiligen Buch der Sikh über die Lautsprecher vorgetragen. Diese sind aber im Ruheraum für Ausländer fast nicht hörbar. Wir erwachten wegen ein paar lauten Stimmen im Gemeinschaftsraum. Langsam dämmerte es mir: Dominique du bist nun in Indien in einem Sikh Tempel. Du bist gerade das erste Mal in Indien aufgewacht. Ich freute mich!

Einladung zu einem Sikh ausserhalb der Stadt

Es war wieder eine Weile her, seit wir unsere Kleider gewaschen hatten. Ein Couchsurfer hatte uns angeboten bei ihm zu schlafen. Diesen fragten wir, ob er möglicherweise eine Waschmaschine habe. Da er gerade nicht in der Stadt war, vermittelte er uns an seinen besten Freund, einen Sikh, mit einem Restaurant. Dieser bot uns an, ihn zu besuchen und unsere Kleider in seiner Maschine zu waschen. Am Taxistand galt es das erste Mal in Indien um den Preis zu verhandeln. Für eine Strecke von 8 km bezahlten wir schliesslich 200 INR. Mit der Uber oder Ola App wäre es teurer gewesen. Als wir ankamen, erfuhren wir jedoch, dass der Preis für einen Inder 20 INR gewesen wäre. Er sagte uns, dass wir die Strecke besser in zwei Teilen hätten machen sollen: Ein Auto zum Busbahnhof und dann eines aus der Stadt. Wie auch immer. Preise sind in Indien jedenfalls sehr relativ und man muss sich damit abfinden, dass man als jemand von ausserhalb (das gilt auch für Inder) mehr bezahlt als die Einheimischen.

Crispy Bites zum Frühstück und Mittagessen

Bald waren wir etwas ausserhalb von Amritsar. Entlang der Hauptstrasse säumten sich halbfertige, aber bewohnte Betonhäuser 2-3 Stockwerke hoch. Vor einem dieser Häuser stand ein Steinofen und ein Grill sowie einige Plastiktische. Auf dem etwas verblassten Banner liess sich die Inschrift Crispy Bites erahnen. Der Mann mit Turban und Schürze rief uns herbei und liess uns erst mal Platz nehmen. Bald servierte er uns seine Spezialität, die Crispy Bites. Es war ein knuspriges Fladenbrot gefüllt mit Gemüse und Kartoffeln. Dazu servierte er ein paar Löffel Dahl und frische Kräuter. Dieses Essen habe er selbst erfunden und sei schon bis nach Dubai gerufen worden, um es für Hochzeiten zu kochen. Wir genossen den schmackhaften und würzigen Snack.

Doch noch Wäsche waschen

Beim Wäsche waschen in Amritsar.
Die halbautomatische Waschmaschine musste erst mit Wasser gefüllt werden.

Nun wollten wir mit dem Waschen beginnen. Statt der Waschmaschine zeigte er uns jedoch sein Gästezimmer. Wir sollten uns etwas ausruhen. Er zeige uns die Waschmaschine dann nach Feierabend. Mit Wäsche trocknen an der Sonne wurde also heute nichts. Brav legten wir uns hin. Der Schlaf überkam uns bald. Als er das Restaurant geschlossen hatte, zeigte er uns seine Wohnung und die Waschküche. In diesem Moment fiel der Strom aus. Wir sassen also eine Weile auf seiner Terrasse mit Blick auf einen Hindutempel im Rohbau. Bei der Waschmaschine handelte es sich um eine halbautomatische. Es ist im Wesentlichen eine Zylindertrommel, welche man mit warmem Wasser und Waschmittel füllt. Das Rührwerk lässt nur wenige Kilogramm Wäsche zu. Auswinden mussten wir die Wäsche von Hand, denn die Zentrifuge war defekt. Somit wuschen wir unsere Kleider in drei Portionen und hängten sie lange nach Sonnenuntergang auf der Dachterrasse auf.

Abendessen mit Gastgeber ohne seine Frau

Beim Abendessen setzten sich die Frau und die Grossmutter mit Grosssohn nicht zu uns. Wir sassen alleine mit dem Gastgeber auf den Sofas um den Salontisch. Er erzählte uns von den Traditionen der Sikhs. Er selbst trinke aber schon Bier. Früher habe er am Abend sein Restaurant auch noch als Bierbar geöffnet. Jetzt mit der Familie, sei dies aber zu viel. Wir durften diese Nacht im Gästezimmer schlafen. Wir liessen uns Zeit mit dem Aufstehen. Denn wir mussten ja ohnehin auf das Trocknen unserer Wäsche warten.

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This article was written by Dominique

Als Reise Coach ist Dominique leidenschaftlich dabei, das Know-How rund um das langsame Reisen für alle Reisebegeisterte frei zugänglich zu machen. Er sieht faires und klimaverträgliches Reisen als Beitrag zum Frieden. Jede und jeder soll langsam und achtsam reisen lernen können – kostenfrei und unkompliziert.

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