Kurz bevor die Sonne mein Zelt anlachte, wachte ich auf. Der Morgentau war noch nicht gefroren, aber es war definitiv kühl. Schnell zog ich mich an, packte meinen Wanderrucksack und den Rest in meinen grossen Rucksack. Ich beschloss, das Zelt zum Trocknen an der Sonne stehen zu lassen. Am Ende der Dorfstrasse fragte ich eine Frau im Garten nach dem Weg zum See Garanohur. Sie deutete mir, dass ich weiter unten hätte abzweigen sollen. Tatsächlich. Etwas weiter unten ging ein Weg links in Richtung Friedhof. Dieser führte mich stets aufwärts in die richtige Richtung. Bald schon sah ich die beiden Dörfer ganz weit unter mir. Der Weg war steiler und anstrengender als gedacht, war aber gut und schön. Die Herbstlandschaft war malerisch. Irgendwann endete der Wanderweg allerdings ohne dass Garanohur in Sichtweite wäre.
Inhalt
Zurück zum trockenen Zelt
Ich lief eine Stunde quer durch den Wald, bis ich den See fand. Gegen Mittag war ich dort. Ein See total umgeben von Wald hatte ich noch selten gesehen. Ich genoss mein Picknick und war am frühen Nachmittag wieder zurück. Die Sonne hatte mein Zelt getrocknet. Ich brach es ab und wollte gerade los, als erneut ein Mann herbei spazierte. Er hatte einen Kessel dabei und wollte offensichtlich irgendwas sammeln gehen. Auf seine Frage antwortete ich ihm: Nein, ich habe kein Essen mehr. Heute war ich beim Garanohur See. Ich komme aus der Schweiz und gehe nun nach Ismailli. Nun erklärte er mir netterweise, was ich schon wusste. Auf dem Weg zur Hauptstrasse gebe es ein магазин, also einen Laden. Im nächsten Dorf begegnete ich zwei Touristen aus Azerbeijan, die auch zum See wollten.
Via Ismailli nach Sheki
Sie unterschätzten die Wanderung wohl auch etwas. Allerdings erhielten sie gleich eine Mitfahrgelegenheit ins Dorf am Ende der Strasse. Wir verabschiedeten uns. Im gleichen Moment kam ein Lada in die andere Richtung gefahren und ich durfte mitfahren. In der nächsten Kleinstadt Ismailli blieb ich nur einige Minuten. Der Lada-Fahrer lud mich direkt an einem Busstopp in Richtung Sheki ab. Kaum war ich ausgestiegen, fuhr schon eine Marshrutka herbei. Unterwegs erhielt ich den Kontakt eines Aserbaidschaners. Ich könne ihn jederzeit anrufen, falls ich ein Problem habe. Ein Polizist, welcher gerade Feierabend hatte, erklärte mir, dass er nun nach Sheki fahre und dann nach Baku ins Spital. Die Strasse im Süden muss um einiges besser ausgebaut sein, wenn sich dieser Umweg für ihn lohnt.
Ankunft in einem gemütlichen Hostel
Die iranische Couchsurferin hatte mir ein gemütliches Hostel empfohlen. Dort duftete es wie bei meiner Grosstante. Ein junger Mann hatte das Haus von einer Familie gemietet. Diese war kürzlich nach Baku gezogen. Im Hostel traf ich zwei Franzosen und Wolfgang aus Deutschland. Zusammen gingen wir Abendessen. Der Kellner im Restaurant hatte eine spezielle Gabe. Er kannte Europäischen Pop aus den 80 er Jahren wie ein Musiklexikon. So lernten wir deutsche und französische Pop-Ikonen kennen, von denen wir zuvor noch nie gehört hatten.