Per Autostopp nach Diyalli

Ich war gerade am Frühstücken, als ich von einem Herrn Besuch bekam. Er zeigte mir wo sein Haus sei. Ich solle später bitte zum Tee vorbeikommen. Ich packte gemütlich meine Sachen und genoss noch etwas den Ausblick und die Morgensonne. Etwa zwei Stunden später war ich bereit um nach Diyalli aufzubrechen. Doch da war noch diese Einladung des Herrn, so stand ich bald am Tor seines Hauses und klopfte an. Vorsichtig ging ich hinein. Im Hof stand eine Frau mit ihrer Tochter. Offenbar war ihr Mann nicht zuhause. Ich erzählte etwas von Zelt und Tee. Er hatte ihr wohl auch nicht erzählt, dass er mich eingeladen hatte. Die Frau näherte sich mir nun. Sie redete auf mich ein und gab mir zu verstehen, dass sie nicht Freude an meinem Besuch habe. Gestikulierend öffnete sie die Türe im Tor, durch welches ich erschienen war. Es schien als würde sie mich hinaus bitten.

Doch nicht eingeladen

Als ich wieder vor dem Tor stand, schnellte sie die Türe hinter mir zu. Ich atmete einmal durch und schaute auf die Uhr. Wenn ich es noch zum nächsten Ort schaffen wollte, sollte ich wohl losgehen. Ich war fasziniert von den kreativ aus Metall gefertigten Verzierungen an den meisten Toren. Auf dem Weg zur Hauptstrasse kam ich noch an zum Verkauf stehenden Bauparzellen und einem sehr unnatürlichen Wald vorbei.

Doch nicht mit dem Bus weiter

An der Hauptstrasse war ein grosses Gasthaus. Davor waren einige Autos geparkt. Es kam auch gerade eine Marshrutka angefahren. Der Fahrer wollte mein Gepäck hinten einladen. Die hinterste Sitzreihe war wie hier üblich ganz zuhinterst montiert. Es war bereits etwas Gepäck geladen. Mein Rucksack passte beim ersten Versuch nicht hinein. Er gab ihn mir zurück und schloss die Hecktüre. Mit einem „Sorry“ verabschiedete er sich. Das war das erste Mal, dass mich ein Fahrer wegen meines Gepäcks nicht mitnehmen wollte. Ich lief entlang des Parkplatzes in Fahrtrichtung. Am Ende stand ein grosser, schwarzer, fensterloser Mercedes Sprinter.

Mit einem Handwerker nach Diyalli

Der Fahrer war gerade daran einzusteigen und winkte mich herbei. Nun durfte ich mich zu ihm auf die Beifahrerbank setzen. Er sprach nicht wirklich Englisch. Ich versuchte meine russischen Brocken anzuwenden. Nach einer Weile bot er mir einen Apfel an. Ich erzählte ihm, wo ich durchgereist war. Nun sprach er mich auf Armenien an. Um es mir mit ihm nicht zu verscherzen, verschwieg ich ihm meinen Plan via Georgien nach Armenien zu fahren. Ich sagte ihm nur, dass ich nicht in Armenien gewesen sei. Er war nicht der erste Aserbaidschaner, welcher mir empfahl nicht nach Armenien zu gehen. Denn das Land sei schlecht. Diese Meinung ist in Aserbaidschan aufgrund des Konflikts mit Armenien um Bergkarabach sehr verbreitet. Es scheint als würden noch heute die meisten Aserbaidschaner Armenien hassen. Es geht aber auch anders. Diese Reportage aus Georgien zeigt ein Dorf, in welchem Familien aus Aserbaidschan, Armenien und Syrien friedlich miteinander leben.

Durch Wälder und über Pässe

Die Fahrt war hügliger als erwartet. Oft führte die Strasse durch bewaldete Landschaft. Im Wald sah man häufig gedeckte Picknickplätze, Spielplätze und kleine Kneipen. Diese Orte sind wohl in den wärmeren Jahreszeiten ein beliebtes Ausflugsziel. Am Weg waren auch viele Bazars zu sehen. Sie verkauften insbesondere ganz viele verschiedene Arten von Lavashana. Mein Ziel war ein Bergsee oberhalb des Dorfes Diyalli und Ismailli. Es schien aber auf der Karte, dass der See von Diyalli aus besser zu erreichen sein müsste. Deshalb liess ich mich von meinem netten Fahrer an der Abzweigung zum Dorf Diyalli absetzen.

Am Ortseingang

Das eigentliche Dorf Diyalli war noch etwa 3 km entfernt. Ich versuchte mein Glück erneut mit Autostopp, hatte aber auf diesem Wegstück kein Glück. Unterwegs traf ich immer wieder Männer an, die mich fragten, wohin ich denn um Himmels willen hin wolle. Sobald ich ihnen den Namen des Sees offenbarte, konnte ich grosses Erstaunen in ihren Augen ausmachen. Sie gestikulierten wie weit weg dies noch sei. Es schien, als würde es noch über mindestens 5 Berge gehen, bis ich beim See ankommen würde. Zudem habe es Bären. Alleine dort hin zu gehen sei viel zu gefährlich. Ich liess mich vorerst nicht beirren. Ob die Männer wirklich schon mal dorthin gelaufen waren? Einige sahen nicht gerade aus, als wären sie kürzlich mal einen Tag gewandert.

Besuch von zwei Hirten

Als ich im Dorf ankam, war es allerdings schon gegen 15 Uhr. Ich beschloss, mir die kleinen Tante-Emma Läden anzuschauen. Nebst vielem Schleckzeug fand ich schliesslich auch etwas zum Kochen und Frühstücken. Ich lief weiter bis ins Dorf namens Sadiyan. Dort machte ich es mir auf einer versteckten Weide hinter einigen Hecken gemütlich. Ich beschloss erst am nächsten Tag zum See zu wandern. In der Dämmerung kamen zwei Hirten zu Besuch. Einer wollte mich mitnehmen. Da ich aber schon am Kochen war, beschloss ich zu bleiben. So war ich auch frei, um am nächsten Morgen früh zum Garanohur los zu gehen.

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This article was written by Dominique

Als Reise Coach ist Dominique leidenschaftlich dabei, das Know-How rund um das langsame Reisen für alle Reisebegeisterte frei zugänglich zu machen. Er sieht faires und klimaverträgliches Reisen als Beitrag zum Frieden. Jede und jeder soll langsam und achtsam reisen lernen können – kostenfrei und unkompliziert.

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