In der Wüste Abuseidabad

Heute gingen wir früh von Soodeh’s zuhause in Tehran los. Soodeh wollte noch eine warme Jacke für kältere Tage kaufen. Ein Freund von ihr empfahl ihr auf den Bagche (باغچه) Markt zu gehen. Tatsächlich gibt es dort eine grosse Auswahl an secondhand Sportkleider. Inmitten vieler unbekannter Brands fanden wir schliesslich eine Daunen-Isolationsjacke von guter Qualität. Der Zustand war beinahe neuwertig, der Preis ein Sechstel vom online Verkaufspreis in Europa. Zurück an der Autobahn hielten mehrere Autos an; wir waren wählerisch. Mehrmals wurde uns eine Fahrt nach Ghom angeboten. Soodeh wollte dort nicht hin. Denn die Stadt ist als sehr religiös bekannt. Später kam ein Pickup mit riesigen Reifen daher gefahren. Darin sass ein junges Paar in unserem Alter. Da sie in die gewünschte Richtung fuhren, stiegen wir bei ihnen ein. Unterwegs erzählte der Fahrer, dass er früher professionell Snowboard gefahren sei. Jetzt sei er Tourenführer für Abenteuertouren. Sie erzählten uns, dass sie in die Wüste Abuseidabad (Persisch: ابوزیدآباد) zum Camping fahren würden. 

Ab in die Wüste Abuseidabad

Dort sei ein kleines privates Festival an einem abgelegenen Ort in der Wüste Abuseidabad. Nach kurzem Zögern entschlossen wir uns mit ihnen in die Wüste zu fahren. Selten bekommt man umsonst die Gelegenheit für eine Wüsten-Safari mit Übernachtung, Live-Musik und Vollpension. Wir fuhren einige hundert Kilometer auf der Autobahn mit einem Zwischenhalt auf einer Raststätte. Dort trafen unsere Gastgeber einen weiteren Mann mit Jeep, welcher ebenfalls mit in die Wüste Abuseidabad kommen wollte. Die Raststätte hatte die nobelsten Toiletten, die ich je im Iran gesehen habe. Als wir Aran va Baidgol erreichten, verliessen wir die Autobahn und fuhren zum Dorf Abouzeyd Abad.

Offroad zum Camp in Abuseidabad

Wüste Abuseidabad
Ausgestattet mit Funk, GPS-Navigation und Fahrerfahrung brachte uns der Fahrer zum Camp in der Wüste Abuseidabad.

Dort startete eine Sandpiste. Hier hielten die Fahrer an und liessen bei den Reifen etwas Luft raus. Als wir wenig später über die Sandpiste fuhren, kamen uns ganze Jeep Karawanen entgegen. Nach einiger Zeit verlor sich die Sandpiste im Sand und unser Gastgeber fuhr scheinbar planlos wild über Dünen. Bald dunkelte es. Wir waren noch nicht am Ziel. Der zweite Jeepfahrer war nicht so gewandt im Offroad fahren wie unser Fahrer. Wir warteten mehrmals auf ihn. Manchmal hielt unser Fahrer und ging dem anderen Jeep zu Hilfe. Er übernahm das Steuer des anderen Jeep bis die heiklen Stellen überwunden waren. Wir wären total orientierungslos gewesen. Mit einer online Karte und GPS jedoch fand unser Fahrer den Weg zum Camp zielsicher.

Party-Crashing in der Wüste Abuseidabad

Als wir ankamen, waren schon sehr viele Autos dort. Lagerfeuer erhellten das weite Dunkel und eine Jazz Band spielte sich gerade ein. Trotzdem, irgendwie kam nicht so die Party Stimmung auf. Soodeh nervte sich an den Gesprächsthemen der Gäste. Einige versuchten scheinbar mit bestimmten Anekdoten anzugeben und zu zeigen, dass es ihnen wirtschaftlich gut geht. Nach einer weile am Feuer, beschlossen wir die Gegend zu erkunden. Wir entdeckten unweit ein anderes Camp hinter einer weiteren Dünenkette. Dort wurden wir als zugelaufene Besucher herzlich empfangen. Dieses Camp war von jungen Leute organisiert worden. Hier ging die Post ab. Es wurde getanzt und sie hatten sogar Bier und Wein, sowie ein üppiges Snack-Buffet. Das zweite Glas Wein war eine Mischung aus Traubensaft und Vodka. Daher erreichte die Tanzstimmung bald einen neuen Höhepunkt. Als die Feststimmung nachliess, spazierten wir zurück zum Zelt und schliefen bis lange nach Sonnenaufgang.

Ohne Kater aufgewacht

Im Zelt wurde es erst gegen Mittag langsam etwas zu heiss. Anders als erwartet, herrschte noch keine Aufbruchstimmung. Im Gegenteil, nun wurde erstmal Frühstück bereit gemacht. Als wir von einem Dünenspaziergang zurückkehrten, sahen wir, dass einige Freunde unseres Gastgebers zwei Jeeps so in einer Düne parkiert hatten, dass sie dazwischen eine Seilwinde spannen konnten. Das Seil der Seilwinde würde als Tragseil für Ziplining dienen. Ich und ein paar andere waren unter den ersten, die im Kletter-Gestältli das Seil runter rasselten. Bald war der Bann gebrochen und alle wollten es ausprobieren. Sogar einen betrunkenen Mann liessen die Adventureguides am Seil runter. So verging der Nachmittag schneller als geahnt. Doch wir wurden langsam etwas unruhig.

Rückkehr verzögert sich

Wir hatten für diesen Abend einem Couchsurfing Host in der übernächsten Stadt Isfahan zugesagt und hatten hier keinen Telefonempfang. Leider verpassten wir auch die erste Mitfahrgelegenheit aus der Wüste. Ich ging nochmal beim Nachbarcamp vorbei. Dort war jedoch gar keine Aufbruchstimmung. Sie würden noch einen Tag länger bleiben. Somit mussten wir nun warten, bis die Leute in unserem Camp bereit war zum Losfahren. Dies dauerte bis nach Sonnenuntergang. Unser gestriger Fahrer ging bereits am Nachmittag mit einem Kunden an einer anderen Stelle in der Wüste zum Paragliding. Wir durften nun beim weniger erfahrenen Fahrer in den Jeep sitzen. Zweimal mussten uns die anderen Jeeps aus dem Sand ziehen.

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This article was written by Dominique

Als Reise Coach ist Dominique leidenschaftlich dabei, das Know-How rund um das langsame Reisen für alle Reisebegeisterte frei zugänglich zu machen. Er sieht faires und klimaverträgliches Reisen als Beitrag zum Frieden. Jede und jeder soll langsam und achtsam reisen lernen können – kostenfrei und unkompliziert.

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