Der Persische Kalender, die Zeitrechnung im Iran

Iran hat eine andere Zeitrechnung: der Persische Kalender. Dieser begegnete mir an der Grenze von Armenien nach Iran. In diesem Artikel erzähle ich dir, wie ich in den Iran eingereist bin, was mit meinem Pass und meinem E-Visum geschah und wie ich trotz später Stunde doch noch nach Täbris gekommen bin.

Zögern bei der Einreise im Niemandsland

Ich erwägte kurz, wie geplant bis nach Mitternacht mit der Einreise zu warten. Damit ich einen Tag länger im Iran bleiben könnte. Das Sicherheitspersonal der iranischen Grenzwache bat mich jedoch weiter zu gehen. Und keiner der Grenzwächter wollte mir die iranische Uhrzeit verraten. Ich ging weiter und reiste gezwungenermassen ungeplant einen Tag früher in den Iran ein. Am Eingang der Passagier Halle wurde ich nach dem Pass und Visum gefragt. Die Grenzpolizisten am Schalter verrieten mir freundlicherweise nun die iranische Uhrzeit. Dann stempelten sie mein E-Visum, nicht jedoch meinen Pass! Gemäss der Zeitrechnung im Iran ist gerade das Jahr 1398. Der persische Kalender zeigte gerade das Datum 19. Āsar 1398. So führte die Zeitrechnung im Iran, bzw. der persische Kalender zur grössten je erlebten Zeitverschiebung auf meiner bisherigen Reise. Auf einen Schlag war ich nun 621 Jahre in der Zeit “zurück” gereist. Ob ich es noch nach Täbris schaffen würde?

Willkommen im Iran bzw. in der Provinz Südaserbaidschan

Nach einer Gepäckkontrolle des Zolls war ich definitiv im Iran angekommen. Das Grenzgebäude war hauptsächlich eine Halle mit Wartesaalbestuhlung. Um diese Halle waren Büros, Kiosks, das Zollbüro, Toiletten, eine VIP-Lounge und je ein Gebetssaal für Männer und Frauen angeordnet. Ob ich wohl im Männer Gebetssaal übernachten könnte? Ich traute mich nicht. Ich meinte, es wäre nun zu spät um nach Täbris zu trampen. Nachdem ich die aufdringlichen geldwechselnden Männer und Taxifahrer los war, machte ich es mir im Wartesaal gemütlich. Derweil zogen unablässig Menschen mit Säcken, Kisten und grossen Taschen an mir vorbei. Es waren die armenischen Einkaufstouristen, die ihre Waren über die Grenze nach Armenien brachten. Aufgrund der andauernden Sanktionen gegen den Iran ist die Landeswährung, der Rial, regelrecht abgestürzt. Der Einkaufstourismus ist seither noch lukrativer geworden als zuvor.

Spät nachts doch noch nach Täbris mit dem Bus

Zwei Stunden später sah ich zwei Europäer im Wartesaal. Sie seien mit dem Direktbus von Jerewan nach Teheran unterwegs. Der Bus sei halb leer. Sie stellten mich einem iranischen Passagier vor, welcher gut Englisch sprach. Er könne den Fahrer fragen, ob ich auch ein Stück mitfahren könne. Eine knappe Stunde später war der Bus bereit. Es waren drei Stunden Fahrt bis Täbris. Gegen zwei Uhr morgens erreichten wir Täbris.

Zu Gast bei der Familie eines Freundes

Ein guter Freund meiner Schwester kommt ursprünglich aus Täbris. Er und ein weiterer Bruder leben in der Schweiz. Der Rest der Familie wohnt in Täbris. So kam es, dass ich bei ihnen in Täbris herzlich willkommen war.

Kühlschrank
Das Abschiedfoto mit der Mutter der Gastfamilie vor dem riesigen Kühlschrank.

Trotz früher Morgenstunde wollte mich die Familie abholen kommen. Der Busbegleiter machte mit ihnen einen Treffpunkt an einer Tankstelle bei einer Autobahnausfahrt aus. Dort wurde ich von der Obhut des Buspersonals an die Familie übergeben. Der älteste Bruder und die Schwester meines Freundes holten mich ab. Als wir gegen drei Uhr in der Wohnung ankamen, fragten sie mich im Auftrag ihrer Mutter in vollem Ernst, ob ich gerne Abendessen möchte. Ich lehnte dankend ab. Bald schlief ich im Gästezimmer, welches eigentlich das Zimmer der Mutter war, müde ein.

Schwimmen gehen im Iran

Der älteste Bruder meines Freundes nahm mich mit in die Stadt. Zuerst musste er in seiner Bank Zahlungen aufgeben. Dann besuchten wir zusammen eine Moschee, das historische Museum von Täbris und einen Friseur. Währenddessen hatte seine Mutter zuhause fleissig Köstliches gekocht. Am Abend wollten wir ins Hallenbad. Bis wir ein Hallenbad fanden, welches Männertag hatte, dauerte es eine Weile. Die grossen Bäder hatten gerade Frauentag. Das heute für Männer geöffnete Bad hatte dafür nebst einem kleinen Schwimmbecken auch ein Jacuzzi und eine Sauna. Bevor wir nach Hause fuhren, verpflegte uns der Bademeister mit Fruchtsaft und mit Sirup getränkten Süssigkeiten. Diese heissen auf Türkisch Geyganakh, bzw. Khagine (خاگینه) auf Farsi. In der Provinz Südaserbeitschan wird vor allem Aserbaidschan-Türkisch, bzw. die südaserbaidschanische Ausprägung davon, gesprochen. Am nächsten Tag zeigte mir die Familie den Basar von Täbris und das Dorf Kandovan.

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