Kaukasus Rundreise: die Konflikte

Auf meiner Kaukasus Rundreise lernte ich viele historische und akteulle Konflikte der Region kennen. (Nachtrag: Seit Sommer 2020 wieder akut ist der Konflikt um Bergkarabach zwischen Armenien und Aserbaidschan.)

Meine Kaukasus Rundreise von Usbekistan in den Iran

Das Persische Reich erstreckte sich einst weit über die Landesgrenzen des heutigen Irans. So erstaunt es auch nicht in Usbekistan ähnliche Architektur zu finden wie im Iran. Wie gelangt man jedoch auf dem Landweg von Usbekistan nach Iran und was gibt es dabei zu beachten? Ich sprach mit Reisenden, die ostwärts durch den Kaukasus gereist waren. Bezüglich der Routenplanung empfahlen mir diese, besser zuerst Aserbaidschan und erst danach Armenien zu besuchen. Dies sei für das Erhalten des aserbaidschanischen Visums vorteilhaft. So hörte ich das erste Mal vom Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien. Hier nur am Rande erwähnen möchte ich, dass dies leider nicht der einzige ungelöste Fall im Kaukasus ist. Denn da sind noch die Konflikte zwischen Georgien und Russland, um Abchasien und Südossetien.

Die Konflikte im Kaukasus in der Übersicht gestreift dargestellt (Bildquelle).

Warum nicht durch Turkmenistan?

Die kürzere Alternative wäre ein turkmenisches Transit-Visum gewesen. Dieses ist ab dem gewünschten Datum aber nur fünf Tage gültig. Die Chance eines zu bekommen sei etwa 50%. Somit liess ich die kurze Reise durch das Land dieses Diktators bleiben. Ich hielt also an der Route Usbekistan, Kasachstan, Aserbaidschan, Georgien, Armenien, Iran fest.

Übersicht zu Zentralasien und Kaukasus Rundreise
Turkmenistan liegt zwischen Usbekistan und dem Iran. (Bildquelle: www.nationsonline.org)

E-Visum Formular für Aserbaidschan fragt nach Bergkarabach

Gegen Ende meines Usbekistan Aufenthalts beantragte ich das E-Visa für Aserbaidschan. Der Online Visa Prozess ist sehr klar und benutzerfreundlich: Zuerst muss man kurz seine Nationalität und die gewünschten Visa-Daten angeben. Dann kommt die übliche Maske zur Eingabe der Passinformationen. Darunter jedoch steht unverhofft diese eine für Aserbaidschan scheinbar äusserst wichtige Frage: 

Have you ever visited the Nagorno-Karabakh and other regions of the Republic of Azerbaijan occupied by the Republic of Armenia since 1991 without an official permission of the Republic of Azerbaijan?

Hat man diese Frage beantwortet, geht es weiter zur E-Mail Verifizierung, der Kontrollansicht und der Bezahlung (20$ Visa Gebühr und 3$ Service Fee) per Kreditkarte. Danach hat man innert etwa drei Tagen das E-Visa pdf im E-Mail Posteingang. Sehr wahrscheinlich aber nur, sofern man diese eine Frage mit Nein beantwortet. Ich war tatsächlich noch nie in Bergkarabach und hatte somit nichts zu verbergen. Liest man diese Frage genau, stellt man fest, Aserbaidschan hält die Armenier für eine Besetzungsmacht.

Der Konflikt von Bergkarabach

Kaukasus Rundreise geht nur über Georgien, wegen Bergkarabach der Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien.
Die Lage von Bergkarabach (Bildquelle).

Die Geschichte ist etwas komplizierter und hat eine Vorgeschichte. Verkürzt geschildert war die Region um Bergkarabach ein traditionell von armenisch stämmigen Christen bewohntes Gebiet und in der Vergangenheit bereits mehrfach umstritten. Beim Zusammenbruch der Sowjetunion rief sich dieses Gebiet als autonome Republik aus. Die aserbaidschanische Regierung in Baku anerkannte die Autonomie jedoch nicht. Bald kam es in mehreren Dörfern der Region zu Massakern durch verschiedene Parteien. Es herrschte Kriegszustand. Eine karabachische Armee wurde gegründet. Die Kämpfe erreichten im Frühjahr 1993 das Gebiet zwischen Bergkarabach und Armenien. Nun griff die Armenische Armee in den Konflikt ein und besetzte etwa ein Jahr später zusammen mit der karabachischen Armee Bergkarabach und alle weiteren aserbaidschanischen Gebiete, die zwischen Bergkarabach und Armenien lagen. Nach dem Waffenstillstand 1994 versuchte die OSZE und später Russland erfolglos zu vermitteln. 2011 wurden die Bemühungen aufgegeben. Der Waffenstillstand wurde mehrmals gebrochen, z.B. 2017. Inzwischen gab es einen 44Tage krieg im September 2020.

Viele Aserbaidschani mögen Armenier und Armenien nicht

Während ich auf meiner Kaukasus Rundreise in Aserbaidschan unterwegs war, wurde ich oft gefragt ob ich nach Armenien gehen wolle. Die meisten warteten nicht lange auf meine Antwort und empfahlen mir nicht zu gehen. Denn das Land und vor allem die Menschen dort seien schlecht. Diese Meinung ist in Aserbaidschan sehr verbreitet. Es geht aber auch anders. Eine Reportage über ein Dorf in Georgien zeigt, dass Menschen in Frieden zusammen leben können. In diesem Dorf leben Familien aus Aserbaidschan, Armenien und Syrien.

Englischsprachige Reportage von Civilnet.tv über ein Dorf in welchem Armenier und Aserbaidschaner leben

Die älteste Staatskirche der Welt, Armenien und der Völkermord 

Auf meiner Kaukasus Rundreise lernte ich, dass die Armenier scheinbar die älteste christliche Staatskirche der Welt haben. Sie heisst Armenische Apostolische Kirche. Und sie beansprucht auf apostolische Gründung im Jahr 314 zurückzugehen. Mit der heutigen Republik Armenien hat dies allerdings ziemlich wenig zu tun. Diese wurde erst 1918 erstmals ausgerufen und erlangte erst 1991 die Unabhängigkeit wieder. Vor 1914 siedelten die Armenier in den Staatsgebieten des osmanischen und des russischen Reiches. 

Armenier zwischen russischem und osmanischem Reich
Siedlungsgebiet der Armenier vor dem ersten Weltkrieg (Bildquelle).

Im Osmanischen Reich waren die Armenier nach den Griechen die zweite christliche Minderheit. Während dem ersten Weltkrieg organisierte die damalige Regierung des osmanischen Reichs einen systematischen Genozid an den Armeniern. 1923 ging die Türkei als Nachfolgerstaat aus dem zusammengebrochenen osmanischen Reich hervor. Bis heute sind die Beziehungen zwischen Armenien und der Türkei belastet. Die türkische Regierung leugnet den Genozid an den Armeniern. Armenien anerkennt die Grenze mit der Türkei nicht an. Denn viele Armenier träumen vom grossen vereinigten Armenien (Bild unten), wie es zu den Zeiten der Römer einst bestand. 1993 schloss die Türkei die Grenze zu Armenien aus Solidarität mit Aserbaidschan. Armenien hat gemäss dem deutschen auswärtigen Amt nur zwei passierbare Grenzen: eine mit Georgien und eine mit dem Iran.

Gross Armenien, in Jerewan in der Metrostation als wärs selbstverständlich immer noch so. Gesehen auf meiner Kaukasus Rundreise.
Bild in einem Metrostationgang in Jerewan: Es zeigt die Provinzen des ehemaligen Grossarmeniens.

Diesen Aritkel teilen, weiterempfehlen oder versenden

Schreibe einen Kommentar

You have to agree to the comment policy.

Ich stimme der Datenschutzerklärung zu

Translate

Kaukasus Rundreise: die Konflikte

error

Gefällt dir dieser Artikel? Dann gerne teilen :-)