Die eisige Weite – der Baikalsee

Der Baikalsee ist nicht nur im Sommer einen Besuch wert. Klar, im Wintern kann man hier keine Badeferien machen. Dafür fasziniert, dass der See zugefroren ist. Daher kann man im Winter nicht mit der Fähre anreisen. Dafür fährt von Irkutsk ein Bus über den Baikalsee nach Olchon.

Ankunft in Khuzir

Der Homestay in Khuzir auf Olchon war etwas schwer zu finden. Denn wir verliessen uns zu fest auf die eingezeichnete Position auf maps.me. Die Hausnummer im Beschrieb von Booking.com führte dann zum Ziel. Wir öffneten das Holztor im Bretterzaun und wagten uns in den kargen Garten vor und öffneten schliesslich zögerlich die Haustüre. Empfangen wurden wir eher zufällig von den anderen Gästen, welche dann die Gastgeberin anriefen. Die Kommunikation mit ihr fand in einem etwas schwerfälligen Trialog mit dem Smartphone bzw. Übersetzungs-App statt. So dauerte es etwas bis wir herausgefunden hatten, dass sie uns zu dieser Jahreszeit insbesondere die Exkursion zur Nordseite der Insel empfehlen würde und diese für uns buchen kann. Um 10 Uhr am nächsten Morgen sollten wir bereit sein.

Die Olchon Nordtour auf dem Baikalsee

Wir wurden etwas früher abgeholt. Das Sowjet – “VW-Bus“ Gefährt war klapprig und ohne Standheizung. Gut, dass wir heute fast alles, was wir an Kleider mitgenommen, auch angezogen hatten. Die Touri-Sammel-Tour im Ort war etwa ein halbe Stunde später zu Ende. Nun sassen wir mit zwei Thailänderinnen und einem russischen Pärchen im UAZ-452. Doch da hielt der Fahrer noch beim Nationalpark-Bürohäuschen. Er gab uns zu verstehen, dass er nun von uns etwas Rubel braucht. Mit einem gestempelten Zettel auf seinem Klemmbrett, kehrte er zurück und nun ging es über die Feld-Pisten Richtung See. Die Piste führte aufs Glatteis und darauf bis zum nördlichen Ende der Insel.

Zwei UAZ-452 auf dem gefrorenen Baikalsee.

Ein Paar Stops und Mittagessen

Unterwegs wurden wir an einigen Stellen rausgelassen. So machten wir jeweils einen Spaziergang und einige Bilder. Wir sahen eine Eishöhle mit abgebrochenen Eiszapfen, eine Eisnase zum Darunterkriechen, klares Eis, Spalten im Eis und noch mehr Eis in weiteren verschiedenen Formen. Zudem wurden wir Zeugen des Starts eines Eis-Laufs, welcher von Chinesen für Chinesen veranstaltet wurde. Wir sahen andere Touristen mit Ketten an Schuhen, Velofahrer mit Spikes und Schlittschuhfahrer mit Schlittenanhänger. Am Mittag kochte unser Fahrer eine Fischsuppe und Tee und servierte dazu Brot und Güetzli. Für Vegetarier wurde die Suppe möglichst ohne Fischstücke serviert. Somit gab es für die strikte Vegetarierin wenig Kulinarisches zum Mittagessen.

Irgendwann hat man es dann gesehen

Die Rückfahrt war dann weniger spannend, denn wir hatten uns ans Fahren auf dem Eis gewöhnt und nicht mehr viel Lust noch mehr Bilder vom Eis zu machen. Wieder an Land, ging es vorbei an Kuhherden, über die Landepiste des Inselflughafens zurück ins Dorf. Am Holztor zahlten wir den restlichen Betrag für die Exkursion. Glücklicherweise hatten wir genug Bargeld dabei, denn auf der Insel hätte es keinen Bankautomaten gehabt.

Der Schamanenfelsen am Tag

Die Schamanenfelsen in der Nähe von Khuzir am Baikalsee.
Die Schamanenfelsen in der Nähe von Khuzir am Baikalsee.

Den zweiten Tag verbrachten wir in der nahen Umgebung des Dorfes. Bei einem Aussichtspunkt, welcher auch „Shaman Rock“ genannt wird, verweilten wir für eine Fotosession. Hier sah man weit über die Eisfläche. Dieses Jahr sei das Eis besonders glatt, da es sehr windstill gewesen war, als es kalt wurde. Später erfuhren wir dank einer kleinen deutschen Reisegruppe in Hör-Reichweite mehr über die Mystik dieses Ortes. Hier rufen Shamanen die Geister und Frauen sei es früher nicht gestattet gewesen hierher zu kommen. Heute ist die Opferstätte für alle zugänglich. Allerdings herrscht ein Quadrokopter-Kamera-Flug-Verbot und es gilt einige Verhaltens-Gebote zu beachten.

Gegen Mittag entdeckten wir ein chinesisches Restaurant im Dorf. Als wir anklopften, machte uns ein Chinese mit zwei Smartphones in den Händen die Türe auf. Während er auf dem einen Display zusammen mit seinen Online-Kumpels versuchte, alles was ihn bedrohte, abzuwehren, erklärte er uns auf dem anderen Display mit Google-Translater die vegetarischen Optionen der Menukarte. Unser Blick schweifte allerdings vom Display in den Raum hinter ihm. Dort waren unzweifelhaft am Boden und auf den Tischen noch die unappetitlichen Spuren eines Grossgelages auszumachen – leere Bierdosen, braun gefleckte Taschentücher, halbleere Töpfe auf Gaskochern. Wir verabschiedeten uns freundlich und suchten den Tante Emma Laden des Ortes auf. Dort erhielten wir dank unserer Zeigefinger und etwas Gestik von einer unmotivierten Verkäuferin oder Ladenbesitzerin für einige Rubel genug, um uns am Abend was Einfaches zu kochen.

Sonnenuntergang am Schamanenfelsen

Zum Sonnenuntergang machten wir uns nochmal auf zum Baikalsee. Doch wir waren nicht die einzigen, die mit Stativ und Kamera anrückten. Nun war klar, was unsere russischen Couch-Surfing Gäste einst meinten mit „Invasion aus China am Baikalsee“.

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This article was written by Dominique

Als Reise Coach ist Dominique leidenschaftlich dabei, das Know-How rund um das langsame Reisen für alle Reisebegeisterte frei zugänglich zu machen. Er sieht faires und klimaverträgliches Reisen als Beitrag zum Frieden. Jede und jeder soll langsam und achtsam reisen lernen können – kostenfrei und unkompliziert.

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