Moynaq lag 1960 noch am Aralsee. Die Lage der ehemaligen Hafenstadt ist heute fast surreal. Heute 2021 muss man von dort ein ganzes Stück bis zum Aralsee fahren, denn seit 1960 wurde der Aralsee immer kleiner. Oben im Bild ist eine Illustration mit dem Aralsee 1960 und heute 2021 zu sehen. In dunkel blau die Grösse des Sees heute Die dunklen Konturen heben die ursprüngliche Grösse des Sees von 1960 hervor.
Inhalt
Ressourcen zum Thema Aralsee
Buch-Tipps zum Thema Aralsee, ökologische Katastrophe und Wasserwirtschaft
Der Aralsee im Unterricht: vorbereitete Lektion sowie ein Film
Mein Erlebnisbericht – Exkursion zum Aralsee
Aufbruch zur Aralsee Exkursion per Taxi
Nach dem Frühstück im Hostel bestellte uns der Receptionist des Hostels in Nukus ein Taxi zum etwas ausserhalb liegenden Busbahnhof. Zusammen mit zwei anderen Reisenden, einem Spanier und einem Neuseeländer, fuhr ich von dort mit dem Bus nach Moynaq. Der Bus fuhr bereits um 8:50 Uhr statt um 9:00 los. Die Fahrt nach Moynaq kostet 15’000 uzs und dauert etwas mehr als drei Stunden.
An der Bushaltestelle in Moynaq nahm uns ein Herr kostenlos mit zum Schiffsfriedhof. Als er bemerkte, dass wir hier alles genau anschauen wollten verabschiedete er sich. Der Neuseeländer verabschiedete sich gegen 14 Uhr und nahm den letzen Bus zurück nach Nukus. Der Spanier und ich blieben bis gegen 15 Uhr beim Schiffsfriedhof von Moynaq.
Suche nach einem Fahrer in Moynaq
Wir wollten versuchen einen Transport zum Aralsee zu finden. Als wir jedoch bemerkten, dass dies an der Strasse nicht möglich ist, suchten wir ein Hostel auf. Der Hostelbesitzer machte einige Telefonanrufe. Der Transport nach Aral koste 150 $ pro Auto, meinte er schliesslich. Die Fahrt zum Aralsee daure drei bis vier Stunden hin und etwa zwei bis drei Stunden zurück und sei nur als Rundtour erhältlich. Es fährt dort selten jemand nur hin oder nur zurück.
Wir beschlossen, am nächsten Tag nochmal nach einer günstigeren Variante zu suchen. Allerdings war der Preis im Vergleich mit Touren von Nukus aus, schon mehr als die Hälfte günstiger. Wir zelteten im Schiffsfriedhof. Zwischen Schiffen, die hier 1960 noch im Aralsee schwammen. Die Nacht war windstill und sternenklar. Der Schlafsack des Spaniers war nicht ganz warm genug.
Mangels alternativen den Transport im Hostel gebucht
Am Morgen war wenig los auf der Strasse von Moynaq. Darum beschlossen wir nochmal im Hostel vorbei zu gehen. Dort buchten wir nun den Transport zum Aralsee. Der Besitzer bot uns während dem Warten auf den Fahrer ein Tee an. Und stellte auch noch etwas Wurst auf den Tisch. Mit dem WLAN des Hostels verging die halbe Stunde schnell. Es reichte gerade, um die Nachrichten der letzen 24 Stunden zu lesen und die wichtigsten zu beantworten. Wie versprochen war der Fahrer namens Furi (+998 944 503 010, +998 937 082 385) 30 Minuten später da. Er stand neben dem Lada im Hof des Hostels. (Nachtrag: Am nächsten Tag trafen wir den Fahrer als Taxifahrer an der Busstation von Moynaq. Wer direkt hinfahren will, kann also direkt dort bei den Taxifahrern nach Furi fragen.)
Eine Wüste dominiert von Gasindustrie
Die Strasse führte weiter als gedacht. Nach Moynaq kam noch ein Dorf namens Uchsay. Dann wurden die intakten Asphaltstücke kürzer. Etwa drei Kilometer ausserhalb des Dorfes war die erste Gasverarbeitungsanlage. Entlang der Piste folgten davon noch einige mehr. Später waren dann nebst der spärlich bewachsenen Wüstenlandschaft vor allem Gasbohrtürme und Gasleitungen zu sehen.
Überraschend zum Aral Canyon Viewpoint
Etwa nach 50 Kilometern bog der Fahrer nach Westen ab. Er fuhr über eine schmale Ruckelpiste. Am Horizont leuchtete eine lange Felsformation. Dieser näherten wir uns langsam in der nächsten Stunde. Kurz davor wurde ein Weg sichtbar, welcher auf die Felsformation führte. Von dort oben war das Ausmass des ehemaligen Aralsees nun zu erahnen. Etwas weiter öffnete sich ein Tal aus umgefallenen erodierten Felsstücken – den Aral Canyon. Diese eindrückliche Landschaft faszinierte uns sehr. Da anzukommen war für uns eine Überraschung, wir hatten nicht damit gerechnet, hier so etwas zu sehen.
Ab ins Salzwasser des Aralsees
Nach etwa einer Stunde Fahrt auf dem Hochplateau, führte ein Weg runter an den Aralsee. Wir baten den Fahrer, uns an den See zu bringen. Bei einem kleinen Steg und einer Badeplattform hielt er. Diese Plattform musste wohl einst im Wasser gestanden haben. Jetzt war sie bereits etwa ein Dutzend Meter vom Wasser entfernt. Der Strand war über weite Strecken schlickig. Direkt neben der Plattform sank ich bis zu den Knien im Schlick ein. Nun deutete uns der Fahrer auf die andere Seite zu gehen. Dort war der Sand etwas fester.
Das Wasser war kühl. Die Wasseroberfläche war mit einem rosa Film bedeckt. Darin schwammen kleine Krebse. Sie waren schwarz, grün oder orange. Nur die orangen bewegten sich noch, die anderen waren wohl schon tote Biomasse. Der Grund des Sees war an den meisten Stellen gerillt. Der Boden war nicht überall gleich fest. An einigen Stellen sanken wir leicht ein. Auch weit draussen im See konnten wir noch komfortabel stehen. Das Wasser war sehr salzig.
Aralsee von 1960 heute 2021 schwer vorstellbar
Ich war zwar nun am Ufer des Aralsees. Doch wie der Aralsee 1960 noch ausgesehen hat, konnte ich mir heute 2021 trotzdem sehr schwer vorstellen. Damals wäre ich an dieser Stelle einige Meter unter Wasser gewesen. Die Lage des Ufers vom Aralsee hat sich drastisch geändert. Heute kann man eigentlich nicht mehr von einem Aralsee sprechen.
Durch das Seebecken zurück nach Muynaq
Nach dem Baden war es bereits drei Uhr. In der Nähe der ehemaligen Schwimmplattform stand ein Jurtencamp. Von dort näherte sich ein junger Mann mit seinem Vater. Er fragte uns, ob er mit uns nach Muynaq mitfahren dürfe. Da wir noch zwei Sitze frei hatten, nahmen wir ihn gerne mit. Die Fahrt nach Muynaq war nun im Vergleich zur Hinfahrt über das Hochplateau eher unspektakulär. Wir fuhren durch eine öde Landschaft mit dunklem eingetrocknetem Schlammboden.
In regelmässigen Abständen querten wir kleine Furchen, welche in Richtung See in die Landschaft gegraben worden waren. Ob diese Furchen durch den Rückgang des Wasserstand seit 1960 natürlich entstanden oder für die Landwirtschaft von heute gegraben wurden blieb mir schleierhaft. Nach etwa einer Stunde erreichten wir wieder den Ort, an dem wir am Morgen abgebogen waren. Von dort war es nochmal eine Stunde durch das Gasgewinnungsindustriegebiet bis nach Uchsay und Muynaq. Der Spanier übernachtete mangels gutem Schlafsack diese Nacht im Hostel. Ich zeltete nochmal auf dem Schiffsfriedhof.
Busfahrt zurück nach Nukus
Bereits um 6 Uhr war ich wach. Der Wind war diese Nacht etwas heftiger gewesen. Am Morgen hatte er sogar zwei Heringe meines Zelts aus dem Sand gerissen. Die Sonne ging erst gegen sieben Uhr auf. Vom Schifffriedhof war es eine Stunde zu Fuss zum Busbahnhof von Muynaq. Ich erwischte aber einen Ortsbus (1000 uzs) zum Busbahnhof und war somit eine gute Stunde zu früh. Der Bus nach Nukus fährt täglich um 9, 12 und 15 Uhr. (Minibusse nach Kungrad fahren in unregelmässigen Abständen.)
Hintergrund Infos zur ökologischen Katastrophe am Aralsee
Bewässern in ariden Regionen ohne Bodenversalzung
Das Problem der Versalzung der Böden entsteht durch die Verdunstung von Bewässerungswasser. Der kapillar aufsteigende Bodenwasserstrom könnte jedoch gestoppt werden. Er würde abbrechen, wenn man den Grundwasserspiegel durch die Bewässerung nicht anheben, sondern dank Drainagegräben annähernd auf dem alten Niveau halten würde. So könnte man sicher stellen, dass das Grundwasser nicht verdunstet und somit die Böden nicht versalzt. So weitsichtig, war das Sowjetische Bewässerungssystem zur Baumwollproduktion jedoch leider nicht. Was in den letzten sechs Jahrzehnten zu einem stetig sinkenden Seespiegel am Aralsee führte.
Hoffnung auf Wiederherstellung des Sees
Gemäss dem Dierke Weltatlas konnte die Absenkung des Seespiegel des Aralsee 2008 gestoppt werden. Dies ist allerdings nur richtig für den kasachischen nördlichen Teil des Aralsees. Kasachstan bemüht sich dort mit Gegenmassnahmen den Seespiegel wieder anzuheben. “Durch den Bau von Dämmen (z. B. Kok-Aral-Damm) und die Ausbesserung der oft undichten Bewässerungskanäle wird versucht, den Wasserstand im Kleinen (nördlichen) Aralsee anzuheben. Tatsächlich konnte sich der Wasserstand etwas erholen, ebenso sank der Salzgehalt ab. Der Syrdarja erreicht den Kleinen Aralsee mittlerweile wieder beständig. Auch die ökologischen Bedingungen haben sich dort verbessert, selbst Fischfang ist wieder möglich.” Im südlichen usbekischen Teil des Aralsees sind heute 2021 keine Anstrengungen in diese Richtung auszumachen. Hier nutzt man die nun leichter zugänglichen Gasvorkommen und baut in Muynaq mit Hilfe der Chinesen grosse Hotels für den Katastrophen Massentourismus.
Weisst du noch etwas anderes über den Aralsee? Schreibe gerne unten einen Kommentar.
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